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ADFC Sachsen empört über die Ambitionslosigkeit von Ministerpräsident Kretschmer

Heute haben Bundestag und Bundesrat mit dem Kohleausstieg auch das Strukturstärkungsgesetz beschlossen. Kritik an dem Beschluss kommt nicht nur von Umweltverbänden und der Opposition, sondern auch vom Allgemeinen Deutschen Fahhrad-Club (ADFC) Sachsen. Der Entwurf des Gestzes sah eigentlich vor, die Radinfrastruktur in der Region besonders auszubauen. Dieser Absatz wurde jedoch vor der Abstimmung gestrichen.

In den sächsischen Braunkohlenregionen wünschen sich schon jetzt 59% mehr Engagement für sicheren Radverkehr. 60% gaben an, dass sie sich momentan noch auf dem Rad gefährdet fühlen. Dies zeigt der Fahrradklima-Test des ADFC, der 4.200 Personen in den sächsischen Kohlegebieten befragte.

Niklas Schietzold, Vorsitzender des ADFC Sachsen, zeigt sich bestürzt über die ersatzlose Streichung der Radverkehrsförderung: "Die Große Koalition in Berlin hat das Potential des Fahrrads völlig ignoriert. Es ist doch aber klar, dass junge und gut ausgebildete Leute nicht wegen Autobahnen und Lkw-Straßen in die Lausitz kommen. Ohne sichere Radverkehrsnetze locken wir heute keinen mehr hinter dem Ofen hervor! Die Vorstellung, dass man als qualifzierte Fachkraft seine Kinder mit dem Auto zur Schule und zum Sport karren muss, und auch selbst nicht sicher mit dem Rad zur Arbeit kommt, wirkt auf junge Hochschulabsolventen einfach abschreckend. Das will heute keiner mehr, wenn er es sich aussuchen kann."

Studien zeigen, dass immer mehr junge Menschen sich für das Fahrrad als Fortbewegungsmittel entscheiden und immer öfter keinen Führerschein mehr haben. "Wenn der Strukturwandel in der Lausitz ein Erfolg werden soll, dann brauchen wir Angebote, die für die jungen und qualifizierten Absolventen aus den Universitätsstädten attraktiv sind. An jedem Tag das Auto nehmen zu müssen, ist für viele einfach keine Option mehr. Wirtschaftsförderung ist heute eben mehr als große Straßen für breite Lkw zu bauen" erklärt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen.

"Ich kann nicht verstehen, wie Ministerpräsident Kretschmer, der sich als Kenner ländlicher Strukturen versteht, so ein völlig rückwärtsgewandtes Maßnahmepaket mitträgt." ergänzt ADFC-Vorsitzender Schietzold.

Der ADFC hatte sich in der vergangenen Woche an viele Abgeordnete in Berlin und auch an die sächsische Staatsregierung gewandt, in der Hoffnung, dass die Große Koalition wenigstens den halbherzigen Halbsatz zur  Fahrradförderung im Strukturwandelgesetz stehen lässt. Zuvor hatte die Große Koalition in einer Nacht- und Nebelaktion die Fahrradförderung aus dem Kohleausstiegsgesetz gestrichen. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass nur noch wirtschaftsfördernde Maßnahmen gefördert werden. Die Koalition ignorierte jedoch damit die Mobilitätsbedürfnisse vieler junger Menschen.  Auch die Bedeutung des Radtourismus fand keinerlei Beachtung.

Hintergrund:
Der ADFC möchte die Lausitz zu einer führenden Radregion entwickeln, wofür große Anstrengungen beim Ausbau des touristischen Radwegenetzes erforderlich sind. Auch im Bereich des Alltagsverkehrs will der ADFC den Kohleausstieg als Chance nutzen, um die Lausitz zu einer deutschen Vorreiterregion zu machen, indem der Bund das Radwegenetz an Bundesstraßen ausbaut und Pendlern in die Ballungszentren das Leben leichter gemacht wird, indem sie statt das Auto nutzen zu müssen, leichter mit Rad und Bahn zum Ziel kommen. Dafür fordert der Fahrradclub bis 2025 Abstellanlagen und Radstationen an allen Bahnhöfen im Revier.


Quellen:
   
Fahrradklima-Test (2018) adfc-sachsen.de/fahrradklima  
Junge Menschen nutzen häufiger das Rad: SrV (2018): https://tu-dresden.de/bu/verkehr/ivs/srv/ressourcen/dateien/SrV2018_Ergebnispraesentation.pdf?lang=de

ADFC erfreut: Streifenwagen der Polizei weisen nun auf den Mindestabstand von 1,50 Metern hin

Seit heute machen Aufkleber auf den Streifenwagen der Polizei Dresden auf den Mindestabstand beim Überholen von Radfahrenden aufmerksam. Die Kampagne sensibilisiert für sichere Überholmanöver im Straßenverkehr. Außerdem führte die Polizei heute in Begleitung von Innenminister Roland Wöller auf der Chemnitzer Straße in Dresden Abstandskontrollen durch. Die Polizei reagiert damit auf Änderungen in der Straßenverkehrsordnung: seit April definiert sie einen Mindestabstand von 1,50 Metern beim Überholen von Radfahrenden. Außerorts beträgt der verpflichtende Abstand 2 Meter.

Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen, freut sich über die wichtige Aufklärungsarbeit der Polizeidirektion Dresden: „Innenminister Wöller und die Polizeidirektion Dresden haben richtig erkannt, dass zu knappe Überholvorgängen gefährlich sind. Die neuen Hinweise auf den Einsatzwagen sensibilisieren für sicheres Überholen.“ 76% der Rad fahrenden in Sachsen geben an, dass sie regelmäßig zu knapp überholt werden. Das zu enge Überholen von Autos ist der Hauptgrund, warum Menschen auf die Fahrt mit dem Rad verzichten.. Eine großangelegte Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass in 56% der Überholvorgänge zu eng, also mit weniger als 1,50 Metern Abstand überholt wird. „Es freut mich, dass das Innenministerium die langjährige Forderung des ADFC aufgegriffen hat. Aufklärungsarbeit ist für die moderne Polizei unverzichtbar. Ich freue mich außerdem, dass die Polizei Sachsen nun regelmäßig Überholabstände kontrollieren wird“ sagt Krause.

Nicht zufällig wurde die Chemnitzer Straße in Dresden als Kontrollort gewählt. Sehr schmale Schutzstreifen suggerieren hier fälschlicherweise, dass man mit dem Auto knapp am Radverkehr vorbeifahren kann. Dies ist jedoch keineswegs der Fall. Ein Rechtsgutachten der Unfallforschung der Versicherer zeigte schon 2018, dass der Mindestabstand beim Überholen auch bei Schutz- und Radfahrstreifen gilt. Seit der letzten Novellierung der Verkehrsregeln ist der verbindliche Überholabstand nun Teil der StVO, dies gilt sowohl auf gemischten Fahrbahnflächen als auch, wenn Rad fahrende auf Schutzstreifen oder Radfahrstreifen überholt werden.

 

Hintergrund

Seit der letzten Aprilwoche definiert die StVO beim Überholen von Radfahrenden einen Mindestabstand von 1,50 Metern innerorts und zwei Metern außerorts. Zuvor gab es nur Gerichtsurteile, die den Mindestabstand festlegten.

Der Tagesspiegel hat 2018 in Berlin über zehn Wochen hinweg bei 100 Radfahrenden den Überholabstand von Autos messen lassen. Über 16.000 Datensätze sind so entstanden. Die Ergebnisse sind schockierend: In 56% aller Fälle wurde der Mindestabstand von 1,50 m nicht eingehalten. Bei 18% aller Überholmanöver betrug der Abstand zwischen Auto und Rad weniger als einen Meter und in über einem Prozent aller Fälle wurden die Radfahrenden mit weniger als 50 Zentimeter Abstand überholt.

Die Angst, durch knappe Überholmanöver in einen Unfall verwickelt zu werden ist für viele Menschen ein Hinderungsgrund, auf das Fahrrad umzusteigen. In der begleitenden Umfrage des Tagesspiegels gaben 90% der Radfahrenden an, zu eng überholende Autos als Hauptgefahr im Straßenverkehr zu sehen.

Fahrradklima-Test des ADFC zu Überholvorgängen in Sachsen: https://adfc-sachsen.de/705

Radmesser des Tagesspiegels: https://interaktiv.tagesspiegel.de/radmesser

Rechtsgutachten der UdV: https://repository.difu.de/jspui/bitstream/difu/256762/1/DS1920.pdf

ADFC fordert: Innenminister Wöller muss jetzt die Reißleine ziehen

Die Fahrrad-Datenbank der Polizeidirektion Leipzig wird nicht regelmäßig mit neuen Einträgen befüllt. Dies zeigen aktuelle Recherchen des MDR. Bürger, die ihre Räder in Leipzig registrieren lassen, können nicht damit rechnen, dass die Registrierungen zeitnah in die Datenbank der Polizei eingepflegt werden, damit diese im Fall eines Diebstahls schneller zugeordnet werden können. Die Polizeidirektion räumte ein, dass es aufgrund personeller Engpässe deutliche Verzögerungen gibt. Darüber hinaus bestehen wohl technische Probleme bei der Eintragung in die Datenbank. Jene Datenbank wird aber ohnehin nur von der Polizeidirektion Leipzig genutzt. Außerhalb ihres Gebietes findet die Datenbank keine Anwendung.

Janek Mücksch, Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Sachsen, kritisiert das Verfahren der Polizei Leipzig: „Bei dem Leipziger Modell der Fahrradregistrierung handelt es sich um eine Insellösung. Sie wird nur in Leipzig genutzt. Es ist äußerst zweifelhaft, dass Polizisten in anderen Teilen der Republik gestohlene Räder aus Leipzig zurückverfolgen können.“ Dabei existieren dezentrale Lösungen wie die EIN-Codierung, bei der ein individualisierter Code am Rad dauerhaft mit einer Nadel eingeprägt wird. Dieses Verfahren ist bundesweit bei Verkehrswachten, Polizeieinheiten und zivilgesellschaftlichen Akteuren akzeptiert. Vor allem in Hessen, aber auch in Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wird dieses Verfahren bereits erfolgreich praktiziert. „Das Leipziger System ist veraltet und höchst unsicher. Innenminister Wöller muss jetzt die Reißleine ziehen und ein modernes Verfahren in der Polizeidirektion Leipzig etablieren. Anders ist dem Problem des Fahrraddiebstahls in Leipzig nicht beizukommen“ sagt Mücksch.

Anders als viele Polizeidirektionen bundesweit arbeitet die Polizei Leipzig auch mit Aufklebern anstelle von Nadelcodierungen. Um diese Aufkleber zu entfernen, ist nur wenig kriminelle Energie notwendig. Der ADFC empfiehlt daher, statt des Aufklebers eine Nadelcodierung zu verwenden, da ein solcher Code sich nicht mehr entfernen lässt.

Hintergrund:

Bei der EIN-Codierung wird das Fahrrad mit einer Signatur gekennzeichnet, die in verschlüsselter Form die Wohnadresse und die Initialen des Besitzers enthält. Mithilfe des Codes kann die Polizei innerhalb von Sekunden ohne eine Datenbankabfrage die Adresse des Eigentümers ermitteln. Da die Codierung auch mit dem aktuellen Jahr versehen wird, sind Umzüge oder Namensänderungen kein Problem. Der individuelle Code wird mit einer Nadel in den Rahmen geprägt. Ein durchsichtiger Aufkleber schützt anschließend vor Korrosionen.

Leipzig gilt als Hochburg des Fahrraddiebstahls. Rund die Hälfte der angezeigten Fahrraddiebstähle im Freistaat Sachsen findet in der Messemetropole statt. 2019 wurden in Sachsen 21.021 Fahrraddiebstähle zur Anzeige gebracht, 12.084 davon im Gebiet der Polizeidirektion Leipzig. Während die Aufklärungsquote sachsenweit bei 11,6% liegt, beträgt die Quote in Leipzig nur 7,7%. Alle sächsischen Landkreise sowie Dresden und Chemnitz weisen bessere Erfolgsquoten auf. Der ADFC geht davon aus, dass die Dunkelziffer um ein Vielfaches größer ist.

 

Weitere Informationen:

Recherche-Ergebnisse des MDR vom 19. Juli

Informationen zur FEIN-Methode

Darstellung der FEIN-Methode in einem Video

Code-Generator des FEIN-Codes

Am 23. August 2019, nur wenige Tage vor der Landtagswahl verkündete Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig, entgegen den ursprünglichen Planungen des Landesamts für Straßenbau und Verkehr (LASuV) den Bau eines Radwegs an de S 161 zwischen Stürza und Heeselicht mit Nachdruck voranzutreiben. Dafür setzte er die Planung ohne Radweg aus.

Anfang Januar 2020 war den Medien nun zu entnehmen, dass die Sanierung der Fahrbahn ohne den Bau eines Radwegs erfolgen soll, ungeachtet der Versprechen des Verkehrsministers. Sowohl Anwohner, die örtliche Bürgerinitative wie auch die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden sind empört: Sie wünschen sich den schnellen Bau des Radwegs, so wie vom Minister in Aussicht gestellt.

Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen, zeigt sich darüber verwundert: „Der Zickzack-Kurs lässt vermuten, dass die Baumaßnahme für den Verkehrsminister an Priorität verloren hat. Wir fragen uns, ob das LASuV hier überhaupt in Übereinstimmung mit dem Minister agiert.“

„Politisch wäre es ein schwerer Fehler, die Sache jetzt laufen zu lassen. Martin Dulig muss sich einschalten und zu seinem Wahlversprechen stehen. Wenn jetzt Tatsachen geschaffen werden, die den Bau eines Radwegs erschweren oder gar verhindern, schadet das nicht nur Duligs Glaubwürdigkeit. Das wäre auch ein fatales Zeichen, wie die sächsische Landesverwaltung mit den berechtigten Interessen der Bürger vor Ort umgeht.“

Hintergrund

Bei der S 161 handelt es sich um einen Abschnitt des ehemaligen „Deutschlandrings“, einer Motorradrennstrecke mit Fahrbahnbreiten von bis zu 20 Metern. Zur selben Strecke gehört auch der 2018 verschmälerte Abschnitt der S 163 zwischen Stürza und Hohburkersdorf. Auch hier wäre Platz für einen Radweg gewesen, doch durch die Straßenführung und die Bauausführung ist der nachträgliche Anbau eines Radwegs trotz großzügigen Breite der Flurstücke nahezu unmöglich.

Dennoch kämpft die Bürgerinitiative um Helmar Nestroy und Konrad Weber unermüdlich dafür, dass genau dies bald geschieht. Die Bürgerinitiative versuchte schon an der S 163, statt eines überstürzten Straßenbaus einen Radweg in die vorhandenen Flächen mit einzuordnen, so wie seit Sommer 2019 an der in unmittelbarer Nähe verlaufenden S 161. Beim zweiten Projekt schien sich ihre Arbeit auszuzahlen: Ende August 2019, kurz vor der Landtagswahl, versprach Martin Dulig, Sachsens alter und neuer Verkehrsminister und Spitzenkandidat der SPD, die Planung ohne Radweg zu stoppen und einen solchen noch in die Planung einzufügen. Für nicht wenige entsteht im Moment der Anschein, dass es sich dabei um das erste gebrochene Wahlversprechen des Ministers handelt.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Sachsen fordert Sachsens Ministerpräsident Kretschmer dazu auf, das derzeit in der Diskussion befindliche Strukturstärkungsgesetz stärker für den Ausbau eines flächendeckenden Radwegenetzes zu nutzen. Der Ministerpräsident hat sich in den letzten Wochen und Monaten immer wieder öffentlichkeitswirksam zum Strukturwandel in der Lausitz und dem Leipziger Kohlerevier geäußert. Dabei fand er mit zahlreichen Vorschlägen öffentliche Aufmerksamkeit, der Bau sicherer Radwegenetze gehörte jedoch nicht dazu.

"Die Strukturentwicklung sollte auf den Ausbau von moderner Infrastruktur fokussieren", meint Olaf Matthies, der Vorsitzende des ADFC Sachsen. "Radwege sind dabei ein wesentliches Element wie auch die Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsmittel untereinander. Wenn die sächsische Regierung will, dass die Ortschaften nicht zu reinen Schlafstädten verkommen, muss sie mit den Mitteln des Strukturstärkungsgesetzes mehr für attraktive und lebenswerte Strukturen vor Ort tun. Zu lebenswerten Gemeinden gehört heute unverzichtbar ein ausgebautes Radwegenetz dazu. Der Ministerpräsident sollte daher den Radwegeausbau an Bundesstraßen flächendeckend vorantreiben. Denn wenn Radfahren bequem und sicher ist, lassen die Menschen nicht nur in der Stadt, sondern auch in ländlichen Regionen für den Weg zur Arbeit im Gewerbegebiet, die Schule oder den Markt im Nachbarort das Auto öfter stehen."

Die neue Sächsische Staatsregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag umfassend dem Thema der Braunkohlefolgeregionen gewidmet. Darin steht unter anderem: "Die Verbesserung der überregionalen Erreichbarkeit und Vernetzung der Lausitz und des Mitteldeutschen Reviers ist ein wichtiger Baustein für die wirtschaftliche und touristische Entwicklung beider Regionen."

In der Sächsischen Radverkehrskonzeption 2014 und ihrer Neuauflage 2019 sind bereits viele straßenbegleitende Radwege an Bundesstraßen vorgesehen mit hoher Ausbaupriorität festgeschrieben. Leider ist bislang nur ein Bruchteil der bis 2025 geplanten Maßnahmen umgesetzt worden. "Die Mittel aus dem Kohletopf könnten hier eingesetzt und zum Beispiel in weitere Planerstellen im LASuV investiert werden", so Matthies. Der ADFC hatte bereits in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass der Freistaat wegen Personalmangel mit der Planung neuer Radwege nur extrem langsam vorankommt. Viele Gemeinden warten mittlerweile schon 15 oder sogar 20 Jahre auf ortsverknüpfende Radwegeverbindungen.


Hintergrund

Mit dem Strukturstärkungsgesetz hat die Bundesregierung den den vom Kohleausstieg betroffenen Landkreisen Milliardenhilfen zugesagt. Diese sollen zur Schaffung von Arbeitsplätzen, Ansiedlung von Unternehmen und nicht zuletzt zum Ausbau der Infrastruktur dort genutzt werden, wo heute noch vieles von der Braunkohle abhängt. Im Freistaat betrifft das vor allem die Landkreise Leipzig, Nordsachsen, Bautzen und Görlitz.

Während in Brandenburg beispielsweise die B 107 im Sommer letzten Jahres bis zur südlichen Landesgrenze im Fläming mit einem breiten Radweg versehen wurde, hat sich im sächsischen Teil dieser Bundesstraße bisher wenig getan. Dabei sind in der Sächsischen Radverkehrskonzeption bereits 2014 mehrere Abschnitte der B 107 zwischen Grimma, Trebsen und Bennewitz, sowie zwischen Eilenburg und Kossen mit der höchsen Ausbaupriorität A versehen worden. Zwar gibt es für Radtouristen den Mulderadweg, doch der ist mit seiner verschlungenen Wegführung und der teils schlechten Oberflächenqualität keine Alternative für Pendler zwischen den Ortschaften. Auf der vielbefahrenen Bundesstraße fühlen sich Radfahrer auf der Fahrbahn zu Recht unsicher, werden sie doch oft knapp und mit hoher Geschwindigkeit überholt und bedrängt. Immer wieder kommt es in der Umgebung von Bennewitz, wo sich B 107 und B 6 kreuzen, zu Unfällen wegen überhöhter Geschwindigkeit. Eine Trennung von Rad- und motorisiertem Verkehr würde hier die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer deutlich erhöhen und für viele die Nutzung des Fahrrads überhaupt erst möglich machen.

Beispiele wie an der B 107 gibt es noch an weiteren Bundesstraßen in Sachsen, viele im Bereich der (ehemaligen) Kohleförderregionen. Auch an der B2 zwischen Leipzig und Hohenossig oder der B 115 zwischen Schöpstal und Niesky fordern Anwohner schon seit längerem einen straßenbegleitenden Radweg, um ihre Alltagswege mit dem Fahrrad bequem und sicher zurücklegen zu können.

Weiterführende Informationen

ADFC-Pressemitteilung zur B 115: https://adfc-sachsen.de/index.php/presse/pressemitteilungen/723-endlich-bauen-statt-endlos-pruefen
ADFC-Bericht zur B 2: https://www.adfc-sachsen.de/index.php/656-erfolgreiche-demo-fuer-einen-radweg-zwischen-hohenossig-und-leipzig
Märkische Allgemeine zur B 107 im Fläming: https://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam-Mittelmark/Wiesenburg/Endspurt-bei-Ausbau-der-B-107-bei-Jeserig-im-Flaeming
Radverkehrskonzeption des Freistaates Sachsen: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/34066
Drucksache Drs 6/16461 zu kleiner Anfrage Radwegeausbau Lausitz: http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=16461&dok_art=Drs&leg_per=6&pos_dok=1

Immer mehr Menschen legen ihre Alltagswege auch im Winter mit dem Rad zurück. Während vor ein paar Jahren Winterradeln lediglich eine Randerscheinung war, hat sich der Weg mit dem Rad zur Arbeit im Winter inzwischen zum Trend entwickelt. Immer mehr Menschen entdecken, dass für sie die Fahrradsaison von Januar bis Dezember geht.

„Das Fahrrad boomt und sicher spielen auch die milden Winter in den letzten Jahren eine Rolle, dass immer mehr Menschen auch im Winter aufs Rad steigen.“ Sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Sachsen (ADFC).

Mit der richtigen Ausrüstung und Fahrweise ist es gar nicht so schwer, auch im Winter die Vorteile des umweltfreundlichen und flexiblen Nahverkehrsmittels zu nutzen. Regelmäßiges Radfahren während der oft bewegungsarmen Wintermonate ist zudem ein guter körperlicher Ausgleich und hilft, die Abwehrkräfte und das Immunsystem gegen Erkältungskrankheiten zu stärken.

Gute Beleuchtung gehört heute einfach dazu

Das A und O in der dunklen Jahreszeit ist ein gut funktionierendes Licht. Vorbei sind die Zeiten, als Fahrradscheinwerfer mit kleinen Glühbirnchen befeuert wurden und dadurch nur sehr begrenzt für bessere Sicht sorgten. Dank LED-Technik ist das heute anders: Fahrradscheinwerfer strahlen heute deutlich heller und wahrnehmbarer als ihre Vorgänger, die man inzwischen eigentlich nur noch an Omas Fahrrad findet.

Dabei sind neben dynamobetriebenen Leuchten auch solche mit Akku erlaubt, und zwar nicht nur an bestimmten Fahrradtypen. Durch die hohe Effizienz der verwendeten LEDs halten die Akkus auch viel länger durch als bei Batterielichtern mit Halogenglühbirne.

„Eigentlich gibt es heute wirklich keine Ausrede mehr, am Rennrad oder Mountainbike ohne Dynamo auf ausreichende Beleuchtung zu verzichten. Gute Beleuchtung gehört heute eigentlich an jedes Alltagsfahrrad“ sagt Krause. Inzwischen seien auch die Fachhändler verpflichtet, nur noch in Deutschland zulässige Lichttechnik zu verkaufen. Diese ist erkennbar an der K-Prüfnummer. Blinkende Leuchten beispielsweise sind damit tabu, weil sie andere Verkehrsteilnehmer irritieren können.

„Wir empfehlen, routinemäßig die Kabelverbindungen zum Dynamo zu überprüfen oder nachzusehen, ob die Akkuleuchte noch geladen ist.“ Auch reflektierende Elemente an Helm und Kleidung können helfen, im Dunkeln besser gesehen zu werden. Sie können die Wirkung der vorgeschriebenen Reflektoren am Fahrrad unterstützen.

Mit den richtigen Reifen für gute Bodenhaftung

„Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass mehr Reifenprofil auch zu mehr Haftung führt.“, weiß Krause. „Das gilt nur auf unebenem Untergrund wie Schotter- und Waldwegen oder in Schnee und Matsch. Auf Asphalt zählt eher die Griffigkeit der Gummimischung in Kombination mit der Auflagefläche.“

Gegen Eisglätte helfen hingegen weder Gummi noch Profil. Hier greifen nur Spikes, weil sie härter sind als das Eis und sich so wirksam festkrallen können. Im Gegensatz zum Auto sind diese am Fahrrad erlaubt. Verschiedene Winterreifen verfügen über Spikes, die nur an den Schultern der Lauffläche angeordnet sind. So rollt der Reifen im Normalfall angenehm dahin ohne dass die Spikes wesentlich stören und bei Eisglätte kann man durch leichtes Absenken des Luftdruckes dafür sorgen, dass sie greifen.

Weil das Fahrrad im Winter Nässe, Schmutz und Salz besonders stark ausgesetzt ist, lohnt sich eine regelmäßige Pflege. Die Kette sollte häufiger abgewischt und geölt werden und etwas Fett im Bowdenzugrohr verhindert erfolgreich, dass Brems- und Schaltzüge durch eindringende Feuchtigkeit festfrieren.

Angenehm warm durch Schnee und Wind

Am unangenehmsten wirkt sich die winterliche Kälte an Füßen und Händen aus, weil sie durch den stetigen Kontaktdruck bei wenig Muskelbewegung nicht optimal mit Blut versorgt werden. Die Bekleidung sollte daher vor allem winddicht sein. Für Fahrradschuhe gibt es spezielle Überzieher oder auch Wintermodelle mit wasserdichter Membran. Um mit Handschuhen noch sicher bremsen zu können, sind Fäustlinge eher ungeeignet. Einen guten Kompromiss zwischen warmen Fäustlingen und den Qualitäten von Fingerhandschuhen stellen Modelle im Dreifinger- oder „Krabben“-Design dar.

Damit es an Hals und Kopf nicht zieht, sind Schlauchtücher die beste Wahl, die man als Schal, Stirnband oder dünne Mütze, die auch unter einen Helm passt, verwenden kann.

Für die restliche Kleidung gilt: Lieber mehrere dünne Lagen als eine dicke. Dann kann man besser variieren, um weder frieren noch schwitzen zu müssen. Schwitzt man zu sehr, sorgt die Nässe am Körper im Stand nämlich erst recht dafür, dass man schnell auskühlt. Dabei muss es nicht immer Fahrrad-Spezialkleidung sein. Sogenannte Skiunterwäsche als erste Schicht wärmt beispielsweise sehr gut und leitet Feuchtigkeit effektiv von der Haut weg.

Auch im Winter sicher durch den Alltag

Während im Auto eine Anzeige am Armaturenbrett vor Glätte warnt, müssen Radfahrende dies selber im Blick haben. Überfrierende Nässe ist oft nicht gleich zu sehen, deshalb gilt bei Temperaturen um 0°C ganz besonders: Vorausschauend fahren! Heftige Lenkbewegungen vermeiden! Scharfes Bremsen unterlassen!

Sind Radwege nicht ausreichend geräumt oder z. B. durch schlechten Belag gefährlich für Radfahrende, müssen sie nicht benutzt werden – auch wenn ein blaues Radwegschild vorhanden ist. Straßen sind durch häufigeren Räumdienst, Salzeinsatz und die enorme Abwärme der Autos meist schneller schnee- und eisfrei.

Weil sich Radfahrende beim Ausweichen auf die Straße oft zwischen Schneewällen und ungeduldigem Autoverkehr eingezwängt finden und sich nicht wirklich sicherer fühlen können, fordert der ADFC-Bundesverband schon seit längerem die Priorisierung der Räumung von Rad- und Fußwegen.

Weitere Informationen und Fotos

Pressedienst Fahrrad: Themenblatt: Radfahren im Winter

Pressemitteilung des ADFC-Bundesverbandes zur Räumung von Radwegen im Winter

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