Am 23. August 2019, nur wenige Tage vor der Landtagswahl verkündete Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig, entgegen den ursprünglichen Planungen des Landesamts für Straßenbau und Verkehr (LASuV) den Bau eines Radwegs an de S 161 zwischen Stürza und Heeselicht mit Nachdruck voranzutreiben. Dafür setzte er die Planung ohne Radweg aus.
Anfang Januar 2020 war den Medien nun zu entnehmen, dass die Sanierung der Fahrbahn ohne den Bau eines Radwegs erfolgen soll, ungeachtet der Versprechen des Verkehrsministers. Sowohl Anwohner, die örtliche Bürgerinitative wie auch die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden sind empört: Sie wünschen sich den schnellen Bau des Radwegs, so wie vom Minister in Aussicht gestellt.
Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen, zeigt sich darüber verwundert: „Der Zickzack-Kurs lässt vermuten, dass die Baumaßnahme für den Verkehrsminister an Priorität verloren hat. Wir fragen uns, ob das LASuV hier überhaupt in Übereinstimmung mit dem Minister agiert.“
„Politisch wäre es ein schwerer Fehler, die Sache jetzt laufen zu lassen. Martin Dulig muss sich einschalten und zu seinem Wahlversprechen stehen. Wenn jetzt Tatsachen geschaffen werden, die den Bau eines Radwegs erschweren oder gar verhindern, schadet das nicht nur Duligs Glaubwürdigkeit. Das wäre auch ein fatales Zeichen, wie die sächsische Landesverwaltung mit den berechtigten Interessen der Bürger vor Ort umgeht.“
Hintergrund
Bei der S 161 handelt es sich um einen Abschnitt des ehemaligen „Deutschlandrings“, einer Motorradrennstrecke mit Fahrbahnbreiten von bis zu 20 Metern. Zur selben Strecke gehört auch der 2018 verschmälerte Abschnitt der S 163 zwischen Stürza und Hohburkersdorf. Auch hier wäre Platz für einen Radweg gewesen, doch durch die Straßenführung und die Bauausführung ist der nachträgliche Anbau eines Radwegs trotz großzügigen Breite der Flurstücke nahezu unmöglich.
Dennoch kämpft die Bürgerinitiative um Helmar Nestroy und Konrad Weber unermüdlich dafür, dass genau dies bald geschieht. Die Bürgerinitiative versuchte schon an der S 163, statt eines überstürzten Straßenbaus einen Radweg in die vorhandenen Flächen mit einzuordnen, so wie seit Sommer 2019 an der in unmittelbarer Nähe verlaufenden S 161. Beim zweiten Projekt schien sich ihre Arbeit auszuzahlen: Ende August 2019, kurz vor der Landtagswahl, versprach Martin Dulig, Sachsens alter und neuer Verkehrsminister und Spitzenkandidat der SPD, die Planung ohne Radweg zu stoppen und einen solchen noch in die Planung einzufügen. Für nicht wenige entsteht im Moment der Anschein, dass es sich dabei um das erste gebrochene Wahlversprechen des Ministers handelt.
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