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Presse

Am heutigen Freitag hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club der Planungsgruppe M+M AG in Dresden das Zertifikat „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ überreicht. GMM konnte für die Niederlassung in Dresden das begehrte Siegel in „Silber“ erhalten.

Seit dem Umzug in ein neues Gebäude mit abschließbaren und witterungsgeschützten Abstellräumen ist die Zahl der Kolleginnen und Kollegen, die mit dem Rad zur Arbeit kommen, deutlich angewachsen, weiß Vorstand Christoph Gingelmaier zu sagen, der das Zertifikat vom ADFC am Freitag entgegennahm.

„Als attraktiver und zukunftsorientierter Arbeitgeber freuen wir uns, fahrradfreundlicher zu werden und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Arbeitsweg per Rad zu erleichtern und angenehmer zu gestalten. Unsere betrieblichen Radverkehrskoordinatoren leisten großartige Arbeit und so gelingt es uns gemeinsam, die innerbetriebliche Fahrradkultur zu fördern und gleichzeitig die Mitarbeiterbindung und den Teamgeist zu stärken. Glückwunsch an alle Beteiligten!“ so Vorstand Christoph Gingelmaier.

„Die Planungsgruppe M+M AG unterstützt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Fahrrad für den Arbeitsweg nutzen, mit vielen verschiedenen Maßnahmen. Das bringt viele Vorteile: Der Arbeitgeber kann so beim betrieblichen Gesundheits-, Umwelt- und Mobilitätsmanagement punkten,“ sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. „Wenn die Förderung des Radverkehrs auf Seiten der Politik vielleicht noch hier und da etwas klemmt: Aus“ der Wirtschaft bekommen wir klare Signale, dass sichere Radwege dringend gewünscht sind.“

Hintergrund: Fahrradfreundlicher Arbeitgeber

Fahrradfreundliche Arbeitgeber sparen Ressourcen und setzen Finanzen sinnvoll ein: Fahrradparken ist unterm Strich günstiger und benötigt weniger Raum als Pkw-Parkplätze. Wer Beschäftigte aufs Rad bringt, profitiert gleich mehrfach. Regelmäßige Bewegung stärkt nachweislich die Gesundheit und hebt die Motivation.

Um mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Radfahren zu gewinnen, können eigene Teams bei Kampagnen wie „Stadtradeln“ teilnehmen. Regelmäßige Aktionen wie zum Beispiel Betriebsausflüge mit dem Rad bringen Beschäftigte in Bewegung. Wichtig ist natürlich, dass alle ihre Fahrräder sicher, trocken und möglichst ebenerdig abstellen können. Umkleidemöglichkeiten und Duschen werden ebenfalls positiv bewertet. Für eine Zertifizierung fällt auch ins Gewicht, dass es neben Jobtickets auch Vergünstigungen gibt für diejenigen, die mit dem Rad pendeln.

Unternehmen, die den Radverkehr systematisch fördern und sich zertifizieren lassen, sind Gewinner: Wenn mehr Menschen mit dem Rad zur Arbeit kommen, beugt das Bewegungsmangel vor. Wer mit dem Rad zur Arbeit kommt, hat im Schnitt ein Drittel weniger Krankheitstage - und ein niedrigeres Infektionsrisiko. Fahrradfreundliche Maßnahmen tragen zum betrieblichen Umweltmanagement bei und sind ein wesentlicher Bestandteil eines nachhaltigen Mobilitätsmanagements – denn auch die Mitarbeitermobilität ist Teil der CO2-Bilanz.

Info: www.fahrradfreundlicher-arbeitgeber.de

Immer mehr Menschen legen ihre Alltagswege auch im Winter mit dem Rad zurück. Während vor ein paar Jahren Winterradeln lediglich eine Randerscheinung war, hat sich der Weg mit dem Rad zur Arbeit im Winter inzwischen zum Trend entwickelt. Der ADFC gibt Tips und Hinweise zum Radfahren im Winter.

Mit der richtigen Ausrüstung und Fahrweise ist es gar nicht so schwer, auch im Winter die Vorteile des umweltfreundlichen und flexiblen Nahverkehrsmittels zu nutzen. Regelmäßiges Radfahren während der oft bewegungsarmen Wintermonate ist zudem ein guter körperlicher Ausgleich und hilft, die Abwehrkräfte und das Immunsystem gegen Erkältungskrankheiten zu stärken.

Gute Beleuchtung gehört heute einfach dazu

Das A und O in der dunklen Jahreszeit ist ein gut funktionierendes Licht. Vorbei sind die Zeiten, als Fahrradscheinwerfer mit kleinen Glühbirnchen befeuert wurden und dadurch nur sehr begrenzt für bessere Sicht sorgten. Dank LED-Technik ist das heute anders: Fahrradscheinwerfer strahlen heute deutlich heller und wahrnehmbarer als ihre Vorgänger, die man inzwischen eigentlich nur noch an Omas Fahrrad findet.

Dabei sind neben dynamobetriebenen Leuchten auch solche mit Akku erlaubt, und zwar nicht nur an bestimmten Fahrradtypen. Durch die hohe Effizienz der verwendeten LEDs halten die Akkus auch viel länger durch als bei Batterielichtern mit Halogenglühbirne.

„Eigentlich gibt es heute wirklich keine Ausrede mehr, am Rennrad oder Mountainbike auf ausreichende Beleuchtung zu verzichten. Gute Beleuchtung gibt es inzwischen passend für jedes Alltagsfahrrad“ sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. Inzwischen seien auch die Fachhändler verpflichtet, nur noch in Deutschland zulässige Lichttechnik zu verkaufen. Diese ist erkennbar an der K-Prüfnummer. Blinkende Leuchten beispielsweise sind am Fahrrad nicht zugelassen, weil sie andere Verkehrsteilnehmer irritieren können.

„Wir empfehlen, routinemäßig die Kabelverbindungen zum Dynamo zu überprüfen oder nachzusehen, ob die Akkuleuchte noch geladen ist.“ Auch reflektierende Elemente an Helm und Kleidung können helfen, im Dunkeln besser gesehen zu werden. Sie können die Wirkung der vorgeschriebenen Reflektoren am Fahrrad unterstützen.

Mit den richtigen Reifen für gute Bodenhaftung

„Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass mehr Reifenprofil auch zu mehr Haftung führt.“, weiß Krause. „Das gilt nur auf unebenem Untergrund wie Schotter- und Waldwegen oder in Schnee und Matsch. Auf Asphalt zählt eher die Griffigkeit der Gummimischung in Kombination mit der Auflagefläche.“ Spezielle Winterreifen können hier hilfreich sein. Gegen Eisglätte helfen jedoch weder Gummi noch Profil. Hier greifen nur Spikes, weil sie härter sind als das Eis und sich so wirksam festkrallen können. Im Gegensatz zum Auto sind Spikes am Fahrrad erlaubt. Verschiedene Winterreifen verfügen über Spikes, die nur an den Schultern der Lauffläche angeordnet sind. So rollt der Reifen im Normalfall angenehm dahin ohne dass die Spikes wesentlich stören und bei Eisglätte kann man durch leichtes Absenken des Luftdruckes dafür sorgen, dass sie greifen.

Weil das Fahrrad im Winter Nässe, Schmutz und Salz besonders stark ausgesetzt ist, lohnt sich eine regelmäßige Pflege. Die Kette sollte häufiger abgewischt und geölt werden und etwas Fett im Bowdenzugrohr verhindert erfolgreich, dass Brems- und Schaltzüge durch eindringende Feuchtigkeit festfrieren.

Angenehm warm durch Schnee und Wind

Am unangenehmsten wirkt sich die winterliche Kälte an Füßen und Händen aus, weil sie durch den stetigen Kontaktdruck bei wenig Muskelbewegung nicht optimal mit Blut versorgt werden. Die Bekleidung sollte daher vor allem winddicht sein. Für Fahrradschuhe gibt es spezielle Überzieher oder auch Wintermodelle mit wasserdichter Membran. Um mit Handschuhen noch sicher bremsen zu können, sind Fäustlinge eher ungeeignet. Einen guten Kompromiss zwischen warmen Fäustlingen und den Qualitäten von Fingerhandschuhen stellen Modelle im Dreifinger- oder „Krabben“-Design dar.

Damit es an Hals und Kopf nicht zieht, sind Schlauchtücher die beste Wahl, die man als Schal, Stirnband oder dünne Mütze, die auch unter einen Helm passt, verwenden kann.

Für die restliche Kleidung gilt: Lieber mehrere dünne Lagen als eine dicke. Dann kann man besser variieren, um weder frieren noch schwitzen zu müssen. Schwitzt man zu sehr, sorgt die Nässe am Körper im Stand nämlich erst recht dafür, dass man schnell auskühlt. Dabei muss es nicht immer Fahrrad-Spezialkleidung sein. Sogenannte Skiunterwäsche als erste Schicht wärmt beispielsweise sehr gut und leitet Feuchtigkeit effektiv von der Haut weg.

Auch im Winter sicher durch den Alltag

Während im Auto eine Anzeige am Armaturenbrett vor Glätte warnt, müssen Radfahrende dies selber im Blick haben. Überfrierende Nässe ist oft nicht gleich zu sehen, deshalb gilt bei Temperaturen um 0°C ganz besonders: Vorausschauend fahren! Heftige Lenkbewegungen vermeiden! Scharfes Bremsen unterlassen!

Sind Radwege nicht ausreichend geräumt oder z. B. durch schlechten Belag gefährlich für Radfahrende, müssen sie nicht benutzt werden – auch wenn ein blaues Radwegschild vorhanden ist. Straßen sind durch häufigeren Räumdienst, Salzeinsatz und die enorme Abwärme der Autos meist schneller schnee- und eisfrei.

Weil sich Radfahrende beim Ausweichen auf die Straße oft zwischen Schneewällen und ungeduldigem Autoverkehr eingezwängt finden und sich nicht wirklich sicherer fühlen können, fordert der ADFC schon seit längerem die Priorisierung der Räumung von Rad- und Fußwegen.

ADFC Sachsen kritisiert Abstimmungsverhalten der Sächsischen Staatsregierung

Zur missglückten Abstimmung über die Reparatur der StVO-Novelle im Bundesrat am Freitag sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen heute:

"Ich halte es für einen unglaublichen Vorgang, dass ausgerechnet die Grünen Radfahrer und Fußgänger zu Geiseln für ihre politischen Spielchen machen. Denn diese beiden Gruppen sind es, die von der Novelle der StVO im Frühjahr am meisten profitiert hatten. Nie darf die Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer zum Gegenstand für politische Pokerspiele werden. Genau das aber ist heute im Bundesrat passiert. Dafür tragen die Grünen die politische Verantwortung!"

Krause kritisiert auch das Abstimmungsverhalten Sachsens im Bundesrat. Der Vertreter des Freistaats, Sachsens grüner Umweltminister Wolfram Günther, hatte sich bei den Vorschlägen für eine Reparatur der StVO-Novelle enthalten. Auch wegen seiner Enthaltung könnte die Einigung über eine endgültige Fassung der StVO zu einer unabsehbaren Hängepartie werden und die Neuregelungen im Bußgeldkatalog letztlich sogar kippen.

"Wir hätten erwartet, dass sich Sachsens Landesregierung auf ein konstruktives Abstimmungsverhalten im Bundesrat einigen kann und dass ein so wichtiges Thema wie die Verkehrssicherheit nicht einem völlig absurden parteipolitischen Scharmützel geopfert wird. Wenn es um die Verkehrssicherheit geht, darf es keine Enthaltung geben!" so Krause abschließend.

 

Hintergrund

Durch einen Formfehler in der novellierten Straßenverkehrs-Ordnung fallen derzeit auch die Bußgelder für gefährdendes Verhalten gegenüber Radfahrenden zurück auf das Niveau vor der Reform. Der Fahrradclub ADFC appelliert dringend an das Bundesverkehrsministerium und die Landesregierungen, die Debatte um Fahrverbote für Raser gesondert zu führen – und die Verbesserungen für den Radverkehr unverzüglich wieder in Kraft zu setzen.

Die Ende April in Kraft getretene neue Straßenverkehrsordnung nebst angeschlossenem Bußgeldkatalog hatte zahlreiche Verbesserungen für den Radverkehr gebracht, für die der ADFC lange gekämpft hat. So wurde erstmals ausdrücklich festgelegt, dass Autofahrende beim Überholen von Radfahrenden mindestens 1,50 Meter Sicherheitsabstand halten müssen. Die Bußgelder für das Zuparken von Radwegen wurden auf bis zu 100 Euro deutlich erhöht, das Halten auf Schutzstreifen wurde ausdrücklich verboten. Auch das Abbiegen und Autotür-Öffnen ohne Schulterblick wurde verteuert.

Ein Dissens über die Höhe der Sanktionen bei Geschwindigkeitsüberschreitungen und ein übersehener Paragraf im Vorspann drohen jetzt, eine Einigung der StVO zu einer endlosen Hängepartie werden zu lassen.

Zum Videomitschnitt der Bundesratssitzung vom Freitag: https://www.bundesrat.de/DE/plenum/bundesrat-kompakt/20/993/993-node.html

Fahrradclub hält fahrradunfreundlichen Ausbau der Bundesstraße für nicht mehr zeitgemäß

"Eine völlig veraltete Planung", so nennt Konrad Krause, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Sachsen (ADFC), den kürzlich eröffneten Abschnitt der B 170 zwischen der Anschlussstelle Dresden-Südvorstadt der A 17 und der S 191 in Bannewitz. Schon 2005 hatte sich der Freistaat vorgenommen, an dem Abschnitt der Bundesstraße zwischen dem Ortsausgang Dresden und Bannewitz einen Radweg  zu bauen. Und obwohl das Projekt schon vor 17 Jahren "Priorität 1" hatte, ist man bis heute nicht besonders weit gekommen.

Während Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig öffentlich verkündete, dass beim letzte Woche eröffneten Neubauabschnitt der B 170 in Bannewitz auch die Belange nicht-motorisierter Verkehrsteilnehmer berücksichtigt worden seien, stellt sich heraus: Dies ist kaum die halbe Wahrheit. Auf weiten Teilen der Neubaustrecke ist Radfahren verboten. Nur ein kleiner Abschnitt des 29 Millionen-Projekts hat tatsächlich einen Radweg bekommen. Sowohl im Abschnitt südlich der Boderitzer Straße in Bannewitz als auch in Dresden ist das Radfahren auf der Bundesstraße ausdrücklich verboten. Richtung Dresden heißt das: Radfahrer müssen mit bis zu 8% Steigung und vielen Höhenmetern durch das Kaitzer Loch fahren und können nicht, wie die Autos, vergleichsweise eben in die Stadt rollen. Richtung Süden fehlt eine alternative Routenführung komplett.

Für den ADFC-Geschäftsführer ist das unverständlich: "Die Strecke ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen im Süden Dresdens. Immer mehr Menschen wollen mit dem Rad zur Arbeit pendeln. Wenn unser Ziel ist, dass die Stadt nicht im Stau erstickt, sind natürlich gut nutzbare Radwege erforderlich."

Der ADFC hält es für einen Skandal, dass eine derart aus der Zeit gefallene Planung im Jahr 2022 noch realisiert werden kann. Der Fahrradclub sieht dabei auch den Bund in der Pflicht. "Berlin hat klare Vorgaben für den Ausbau von Bundesstraßen. Ein Projekt, bei dem die Wegeführung des Radverkehrs überhaupt keine Rolle spielt, ist eigentlich nicht genehmigungsfähig." sagt ADFC-Geschäftsführer Krause. "Wir haben den Eindruck, dass der Bund den Ländern aber einfach das Geld für den Straßenbau rüberschiebt, ohne darauf zu achten, was am Ende dabei herauskommt."

 

Hintergrund

Bereits in der Radverkehrskonzeption Sachsen aus dem Jahr 2005 ist für den ca. 4,5 km langen Abschnitt der B 170 zwischen der Kohlenstraße in Dresden und der S 191n in Bannewitz eine sichere Radverkehrsführung vorgesehen. Mehrfach wurde das Konzept mittlerweile fortgeschrieben, in jeder Fassung stand der Radweg an der B 170 mit Priorität 1. Für die Planungen des Freistaats an der Bundesstraße hat das Konzept aber offenbar nie eine wichtige Rolle gespielt. Von dem ca. 2.100 m langen und 29 Mio. Euro teuren Ausbauabschnitt der B 170 in Bannewitz haben lediglich 800 m einen Radweg erhalten. Auf der restlichen Strecke ist Radfahren verboten. Ob und wann die in der sächsischen Radverkehrskonzeption beschlossene sichere Radwegverbindung an der B 170 kommt, ist völlig unklar.

Der Radwegebau in Sachsen stagniert insgesamt: Nur etwa 17% der sächsischen Staats- und Bundesstraßen sind bisher mit einem Radweg ausgestattet. Dabei will Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig bis 2025 noch fast 500 km Radweg an Staats- und Bundesstraßen fertigstellen, also 100 km Radweg pro Jahr. Doch der Radwegebau an Sachsens Staats- und Bundesstraßen kommt kaum voran. 2021 wurden insgesamt lediglich knapp 9 km Radweg an Bundes und Staatsstraßen angebaut. Auch für 2022 erwartet der ADFC keine Trendwende.

Auch Sachsens schwarz-rot-grüne Regierung hat sich Ende 2019 noch einmal ausdrücklich vorgenommen, Bedingungen zu schaffen, damit sich der Radverkehr im Freistaat bis 2025 verdoppelt. Bisher sieht es aber nicht so aus, dass der Radwegebau an Bundesstraßen deshalb nun Fahrt aufnehmen würde. Weder hat die Koalition veraltete Projekte ohne Radweg, wie die an der B 170, auf den Prüfstand gestellt, noch wurde das Personal beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr aufgestockt, um mehr Radwegprojekte voranbringen zu können.

Dabei finanziert den Radwegebau an Bundesstraßen die Bundesregierung zu 100%. Die Länder müssen lediglich die notwendigen Planungen durchführen und sind für den Bau zuständig. Doch offensichtlich scheitert der Fortschritt am Personalmangel im LASuV und seinen Niederlassungen. Aus diesem Grund verfallen viele Millionen für Radwege an Bundesstraßen, die dem Freistaat eigentlich zustehen.

 

Fahrradclub stellt sächsischer Kenia-Koalition schlechtes Halbzeitzeugnis aus

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) hat auf seiner heutigen Pressekonferenz der sächsischen Staatsregierung ein schlechtes Halbzeitzeugnis ausgestellt. Nur zwei von 15 Projekten zum Radverkehr in Sachsen hat die hat die Regierung Kretschmer bisher umgesetzt. Nicht nur der Radwegebau außerorts nähert sich einem kompletten Stillstand. Auch die Verkehrssicherheitsarbeit wurde drastisch heruntergefahren statt, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, ausgebaut. Der ADFC betrachtet mit Sorge, dass engagierte Kommunen allein gelassen werden und viele Potentiale des Radtourismus in Sachsen bisher ungenutzt bleiben. 

„Von der Kenia-Koalition hatte ich deutlich mehr erwartet. Dass nach zweieinhalb Jahren lediglich zwei der 15 Projekte des Koalitionsvertrags umgesetzt worden sind, erfüllt mich mit großer Sorge“ erklärt Niklas Schietzold, Vorsitzender des ADFC Sachsen.

Zwei Drittel wünschen sich mehr Engagement von Politik und Verwaltung beim Radwegebau. Denn das Radfahren boomt auch im Freistaat. „Zum Beginn der Corona-Pandemie haben viele Menschen das Fahrrad neu für sich entdeckt. Doch während das alltägliche Leben nicht mehr von der Pandemie geprägt ist, setzt sich der Fahrradboom unverdrossen fort. Dennoch schafft es die Staatsregierung nicht, den Fokus nach vorn zu richten und die selbst gesteckten Ziele beim Radwegebau endlich anzupacken.“

Die sächsische Koalition aus CDU, Grünen und SPD hatte sich 2019 vorgenommen, den Anteil der mit dem Rad zurückgelegten Wege bis 2025 durch ein komplexes Maßnahmenpaket für den Radverkehr bis 2025 zu verdoppeln. „Verkehrsminister Martin Dulig muss jetzt den Radverkehr zur Chefsache machen, damit die Koalition ihr Ziel noch erreichen kann“ mahnt der ADFC-Vorsitzende.

Denn aktuell sieht es nicht danach aus. Lediglich die Unterstützung der kommunalen Arbeitsgemeinschaft wegebund sowie die stark nachgefragte Lastenradförderung sind nach Plan gelaufen. Allein 2021 wurden fast 400 Lastenräder gefördert, die überwiegend von kleinen und mittelständischen Unternehmen in allen Landesteilen auf die Straße gebracht wurden.

Der Radwegebau an Staats- und Bundesstraßen hingegen ist in Sachsen nahezu komplett zum Erliegen kommen. Wurden unter Ex-Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) bis 2014 noch über 30 Kilometer neue Radwege pro Jahr fertiggestellt, verschlechterte sich die Bilanz unter seinem Nachfolger Martin Dulig von der SPD. Nur sieben Kilometer Radwege an Bundes- und Staatsstraßen konnte der Freistaat eröffnen, 2021 waren es zehn Kilometer. 

Eigentlich hatte sich die Staatsregierung das Ziel gesetzt, bis 2025 über 500 Kilometer neue Radwege fertigzustellen. Der ADFC fordert daher, im kommenden Doppelhaushalt deutlich mehr Mittel für Planung und Bau von Radwegen bereitzustellen. Neben Finanzmitteln fehlten dem Freistaat auch ausreichend Fachplaner, die den Radwegebau voranbringen. Ebenso benötigen die Kommunen in den beiden kommenden Jahren vom Land deutlich mehr Fördermittel, um den innerörtlichen Investitionsstau abzubauen und Gefahrenstellen zu beseitigen. Zuletzt kürzte Verkehrsminister Dulig den Städten und Gemeinden massiv die Förderung, obwohl CDU, Grüne und SPD im Koalitionsvertrag das Gegenteil vereinbart hatten.

Hintergrund

Im Koalitionsvertrag hat die amtierende Staatsregierung 2019 neben vielen anderen Themen auch 15 Ziele zur Förderung des Radverkehrs beschlossen. Nur zwei davon konnten bislang vollständig umgesetzt werden, vier weitere zum Teil. Neun der 15 Ziele harren bis heute der Realisierung. Die angekündigte Entschärfung von Unfallschwerpunkten blieb ebenso aus wie eine leichtere Anordnung von Geschwindigkeitsbeschränkungen unfallträchtigen Stellen. Auch die Anzahl der Verkehrskontrollen wurde entgegen der Versprechungen des Koalitionsvertrags nicht nennenswert erhöht. Dass die Staatsregierung zukünftig ihre eigenen LKW mit Abbiegeassistenten ausrüsten will, kann dagegen als Teilerfolg verbucht werden.

Auch die bessere personelle Ausstattung im Tourismusressort von Ministerin Barbara Klepsch, ist ebenfalls ein Teilerfolg. Doch die Ministerin und der Verkehrsminister schulden den touristischen Regionen weiterhin die versprochenen Gelder, Routenwegweisungen, eine bessere Vermarktung von Radreiseregionen und die Koordination des Radtourismus in Sachsen.

Auch die Situation der Fahrradabstellanlagen an den sächsischen Bahnhöfen bleibt weiterhin desaströs. An 40% der sächsischen Bahnhöfe fehlen Abstellanlagen für Fahrräder komplett, bei weiteren 20% sind sie äußerst mangelhaft. Entgegen der Ankündigungen der Koalition deutet bisher wenig darauf hin, dass sich diese Situation bald verbessert.

Bei der Planung von Radschnellwegen hingegen sind Fortschritte zu erkennen. Mit 11 solcher Routen will die Sächsische Staatsregierung Ballungszentren und Arbeitsplätze miteinander verbinden. Erste Planungen und Studien für Radschnellwege im Leipziger Süden, zwischen Limbach-Oberfrohna und Chemnitz sowie zwischen Werdau und Zwickau laufen bereits. Die Arbeiten am ursprünglichen Prestigeprojekt zwischen Halle und Leipzig sind dagegen komplett zum Erliegen gekommen.

Der ADFC wird unterdessen weiter Druck machen. Mit dem neuen Projekt „Radland Sachsen“ will der Fahrradclub seine Aktivitäten für sicheren Radverkehr stärker außerhalb der Großstädte fokussieren und zivilgesellschaftliche Akteure vernetzen und aktivieren. Für das spendenfinanzierte Projekt sucht der ADFC aktuell Unterstützer. 40% der Spendensumme ist bereits zugesagt. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auf www.radland-sachsen.de

Übersicht zu allen Rad-Maßnahmen des Koalitionsvertrages und ihrer Umsetzung [LINK]

ADFC: Sachsen muss Antworten auf veränderte Lage am Energiemarkt finden

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) kritisiert das Energie- und Klimaprogramm Sachsen (EKP). Komplett ambitionslos sei das Maßnahmenpaket im Verkehrsbereich zu dem Programm, das aktuell von der Sächsischen Staatsregierung erarbeitet wird. Sachsens Umweltminister Wolfram Günther müsse bei dem Programm unbedingt nachschärfen, denn neben Aspekten des Klimaschutzes seien seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine auch Energiepreise und Energiesicherheit völlig neu zu bewerten. Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen ließen sich die Klimaziele im Verkehrsbereich nicht im Ansatz erreichen, so Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen.

"Das sächsische Energie- und Klimaprogramm bleibt deutlich hinter unseren Erwartungen zurück. Wir sind überrascht, dass es nicht ein konkretes und messbares Ziel im Verkehrsbereich in dieses Papier geschafft hat. Das EKP fällt deutlich hinter von die CDU, Grünen und SPD gesetzten Ziele des Koalitionsvertrags zurück" erklärt Konrad Krause.

Statt konkrete Schritte vorzuzeichnen, Aufgaben zu verteilen und den Finanzbedarf zu umreißen, enthalte das EKP im Verkehrsbereich ein paar Forschungsprojekte, Floskeln, leere Lippenbekenntnisse und ansonsten lediglich unvollständige Zusammenfassungen bestehender Konzepte. Im Radverkehr bleibe der Umweltminister deutlich hinter dem Koalitionsvertrag zurück. So fällt unter anderem die von der Staatsregierung im Koalitionsvertrag vereinbarte Verdoppelung des Radverkehrs bis 2025 kommentarlos unter den Tisch.

"Neben der Erfordernis wirksamer Klimaschutzmaßnahmen ist spätestens seit dem 24. Februar die Frage der Energiesicherheit der unsichtbare Elefant im Raum." so Krause. "Die sächsische Staatsregierung muss Klimaschutz, Reduzierung fossiler Kraftstoffe und bezahlbare Mobilität endlich zusammen denken. An einer deutlichen Steigerung des Radverkehrs führt schlicht kein Weg vorbei."

"Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine gehen die Kraftstoffpreise durch die Decke, mit gravierenden Folgen für Wirtschaft und Verbraucher. Viele Bürger fragen sich, wie sie ihre Alltagswege jetzt zurücklegen können" sagt Konrad Krause. "Niemand kann sagen, wie lange Putins Öl noch fließt. Wirtschaft und Pendler brauchen endlich ernstgemeinte und schnelle Antworten von der Staatsregierung, wie sie mit dieser Situation umgeht. Eine lange Liste inhaltsleerer und kosmetischer Maßnahmen halte ich in einer solch existenziellen Situation für keinen konstruktiven Ansatz. Weichgespülte Lobesrhetorik bringt die Verkehrswende keinen Millimeter weiter" so der ADFC-Geschäftsführer.

"Bisher wird ein großer Teil kurzer Wege in Sachsen mit dem Auto zurückgelegt, weil ein sicheres Radwegenetz an so vielen Stellen fehlt." sagt Krause. Mit komfortablen und durchgehenden Netzen aus Radwegen, Fahrradstraßen und verkehrsberuhigten Routen über das Nebenstraßennetz könne der Freistaat den Menschen relativ schnell ein attraktives Angebot machen. Mehr Wege könnten dann mit dem Rad zurückgelegt werden und die private Belastung wegen teurer Spritpreise gemindert werden.


Hintergrund

Der Verkehrssektor ist in Sachsen für mehr als 28 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Während in anderen Sektoren der Ausstoß klimaschädlicher Gase reduziert werden konnte, stiegen die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich in Sachsen zwischen 2012 und 2017 sogar um 6,7% an.

Die sächsische Kenia-Koalition aus CDU, Grünen und SPD hatte sich im Koalitionsvertrag deshalb das Ziel gesetzt, den Anteil des Fahrrads am Gesamtverkehr bis 2025 zu verdoppeln. Doch der Radwegeausbau dümpelt vor sich hin, das ambitionierte Ziel der Koalition ist kaum noch in Reichweite.

Der Freistaat Sachsen hat in seiner Radverkehrskonzeption eigentlich das Ziel, bis 2025 noch ca. 500 Kilometer Radwege an Staats- und Bundesstraßen zu bauen. Tatsächlich droht beim Radwegebau in Sachsen aber kompletter Stillstand: 2021 stellte der Freistaat nur 10 Kilometer Radwege fertig, im Jahr davor betrug der Wert sogar nur 6,5 Kilometer.

Die Sachsen wünschen sich sichere Schulwege, weniger Straßenlärm und eben auch einen entschiedenen Kampf gegen den Klimawandel. Das kann aus Sicht des ADFC nur mit einer 180-Grad-Wende beim Radwegebau gelingen.

Neben der besseren Finanzierung und engagierten Aktivitäten der Kommunen, ist eine wesentliche Voraussetzung dafür die Implementierung der Zielsetzungen des Koalitionsvertrags in landesweit geltende Konzepte und deren Überführung in das Verwaltungshandeln. Mit dem Energie- und Klimaprogramm Sachsen besteht die Möglichkeit einer solchen Überführung der ambitionierten Vorgaben des Koalitionsvertrags in das tagtägliche Handeln der Sächsischen Staatsregierung.

 

Entwurf des Maßnahmenpaket des EKP: https://buergerbeteiligung.sachsen.de/portal/download/datei/2128527_0/Ma%C3%9Fnahmenentw%C3%BCrfe+zum+EKP+Sachsen+2021.pdf

Stellungnahme des ADFC Sachsen zum Maßnahmenpaket des EKP: https://www.adfc-sachsen.de/files/2022-05-30-Stellungnahme_MassnahmeEKP.pdf

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