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Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) unterstützt den Protest für einen Radweg an der Staatsstraße 31 bei Mügeln. Der neu gebauten Streckenabschnitt der S 31 zwischen dem Anschluss der A 14 Leisnig/Mügeln und der Ortslage Naundorf zeichnet sich aus durch hohe Geschwindigkeiten des motorisierten Verkehrs. "Wenn an so einer Strecke kein Radweg existiert, fühlt es sich unter solchen Umständen natürlich nicht sicher an" sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. "Deshalb legt aktuell kaum jemand seine Wege mit dem Rad über diesen Abschnitt zurück." Das wiederum zieht das Landesamt für Straßenbau und Verkehr als Argument heran, dass an der S 31 kein Radweg nötig ist.

Schon über Jahre fordern Anwohner die Nachrüstung der Strecke zwischen Mügeln und Leisnig mit einem Radweg. "Gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Radweg S 31 können wir den Minister vielleicht aufwecken, damit er endlich beim Radwegebau an Staatsstraßen auf die Tube drückt." hofft Krause.

Der fehlende Radweg an der S 31 ist kein Einzelfall. Im ganzen Freistaat kommt der Radwegeausbau an Staatsstraßen nur sehr zögerlich voran. In vielen Orten haben sich inzwischen Bürgerinitiativen gegründet, in den letzten 5 Jahren hat der ADFC in Sachsen sechs neue Ortsgruppen gründen können. Das führt Krause auch auf die Trägheit im Sächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr zurück, welches für den Radwegebau zuständig ist.

In Sachsen verfügen nur 519 Kilometer bzw. 11% der Staatsstraßen über einen Radweg, bundesweit beträgt dieser Wert 25%. Im letzten Jahr kamen im ganzen Freistaat lediglich acht Kilometer neue Radwege an Staatsstraßen hinzu, an Bundesstraßen wurden Radwege von einer Gesamtlänge von vier Kilometern eröffnet. "In diesem Tempo werden wir den bundesdeutschen Schnitt nie erreichen" ist sich Krause sicher. "Im Verkehrsministerium fehlt bislang noch das Problembewusstsein und vor allem ausreichend Planer für den Radwegebau.", so der ADFC-Geschäftsführer. Um im Jahr 2025 den bundesweiten Durchschnitt bei Radwegen zu erreichen, müsste der Freistaat bis dahin ca. 950 km Radwege neu bauen und ab 2018 jedes Jahr 36 km Radwege an Bundesstraßen und 83 Kilometer an Staatsstraßen bauen. "Um in acht Jahren den bundesweiten Ausstattungsgrad von heute zu erreichen müsste der Freistaat seine Anstrengungen beim Radwegebau verzehnfachen." hat der ADFC-Geschäftsführer nachgerechnet. "Angesichts dieser riesigen Herausforderung und der Defizite bei der Radwegeplanung in Sachsen wirkt mir der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig etwas zu selbstzufrieden." so der ADFC-Geschäftsführer abschließend.

Die Demonstration für einen Radweg an der S 31 wird Konrad Krause mit dem Rad begleiten und steht für Anfragen vor Ort zur Verfügung.

 

Anlage: Längenstatistik der Radwege an Bundes- und Staatsstraßen in Sachsen im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt

  Staatsstraßen Bundesstraßen
Netzlänge Straßen in Sachsen 4753 km 2420 km
Radwege in Sachsen 519 km 679 km
Anteil Radwege im sächsischen Durschnitt 11% 28%
Anteil Radwege im Bundesdurchschnitt 25% 41%
Fehlende km Radweg zum aktuellen Bundesdurchschnitt 669 km 289 km
Jährlicher Baubedarf mit dem Planziel 2025 83,65 km 36,12 km

Viele Eltern stellen sich die Frage, ob sie ihre Kinder alleine mit dem Fahrrad zur Grundschule fahren lassen sollen. Sie sind verunsichert: Sei es, weil andere Eltern ihren Nachwuchs mit dem Auto bringen, weil der Schulweg nicht sicher ist oder weil die Schulleitung es nicht gern sieht, wenn Schüler mit Rad zur Schule kommen. Der ADFC empfiehlt Eltern, mit ihren Kindern schon früh den Weg mit dem Rad zur Schule zu üben.

Radfahrverbote gelten nicht

Manchmal kommt es vor, dass die Schulleitung Kindern verbietet, mit dem Rad zur Schule zu fahren, weil sie noch keine Radfahrausbildung absolviert haben. Diese endet meistens mit einer Prüfung. Den Wert der Radfahrausbildung sollte man allerdings nicht überschätzen: „Eine erfolgreich absolvierte Prüfung allein ist kein Garant für einen sicheren Schulweg. Was Kinder wirklich brauchen ist Erfahrung im Straßenverkehr und ein Mindestmaß an Routine auf dem Rad.“ ist Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen überzeugt.

Rein rechtlich ist die Situation eindeutig: „Schulen dürfen keine Radfahrverbote aussprechen. Die Radfahrprüfung ist keine vorgeschriebene Erlaubnis zum Fahren eines Fahrrads“, sagt ADFC-Rechtsreferent Roland Huhn. Ebenso wenig darf die Schule Kindern vorschreiben, einen Helm zu tragen. „Viele Eltern achten ohnehin darauf, dass ihr Kind einen Helm trägt. Der Helm muss aber auch richtig eingestellt und aufgesetzt werden“, so Huhn. Auch fehlende Fahrradständer auf dem Schulhof oder ein angeblich nicht vorhandener Versicherungsschutz sind vorgeschobene Argumente, mit denen Eltern immer wieder verunsichert werden, ihre Kinder mit dem Rad zur Schule fahren zu lassen.

Doch Kinder sind auf ihrem Schulweg in der gesetzlichen Unfallversicherung versichert, unabhängig von Alter und benutztem Verkehrsmittel. Gleichwohl bleiben Eltern auch auf dem Schulweg für ihr Kind verantwortlich und müssen dafür sorgen, dass es sein Rad beherrscht und die Verkehrsregeln beachtet. Gibt es an einer Schule tatsächlich ein „Radfahrverbot“, sollten Eltern und Schule versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Nicht immer sind die Warnungen der Schulen freilich völlig gegenstandslos: „Es gibt natürlich auch Schulen, in deren Umfeld die Verkehrsinfrastruktur so unsicher ist, dass sich Schulleitungen und Eltern zurecht ernste Gedanken um die Sicherheit der Schüler machen“, sagt Krause.

Elterntaxi ist auch keine Lösung

Wie gefährlich der Schulweg tatsächlich ist, lässt sich natürlich nur vor Ort erkunden. Starken Autoverkehr vor Schulen verursachen Eltern oft selbst, wenn sie ihr Kind mit dem Auto bringen. Sicherheitsbedürfnis, Zeitdruck am Morgen oder auch Bequemlichkeit lassen sie zum Autoschlüssel greifen. Nur selten ist die Länge des Wegs der Grund. Meistens ist der Schulweg für Grundschulkinder so kurz, dass sie diesen leicht zu Fuß oder mit dem Rad bewältigen können. Eltern können also zur Sicherheit vor Schulen selbst beitragen, wenn sie dort nicht Auto fahren.

Zudem können sie sich dafür einsetzen, dass die Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger auf den Schulwegen verbessert wird: Tempo 30-Zonen, Fußgängerampeln und Querungshilfen ermöglichen es nicht nur Kindern, sich im Straßenverkehr sicherer zu bewegen. „Das Elterntaxi ist auf jeden Fall keine Lösung, denn Kinder verunglücken nicht nur auf dem Schulweg. Die meisten schweren Unfälle erleiden Kinder, wenn sie im Auto transportiert werden“, sagt Krause. Es müsse deshalb darum gehen, Kinder für den Straßenverkehr fit zu machen und nicht darum, sie davon fernzuhalten.

Sicheres Radfahren im Straßenverkehr setzt viele Fähigkeiten voraus: Kinder müssen ihr Gleichgewicht halten, das Fahrrad abbremsen und den Bremsweg einschätzen können oder die Spur halten, wenn sie sich umschauen und die Hand zum Abbiegen ausstrecken. Sie müssen sich im Straßenverkehr orientieren können, Verkehrssituationen verstehen und vorausschauend denken. Mit dem Rad sind sie schneller unterwegs als zu Fuß, entsprechend schneller können sich Verkehrssituationen ändern. Wie weit ein Kind dazu schon in der Lage ist, können Eltern bei ihrem Nachwuchs am besten selbst einschätzen.

Schwedische Studien aus den 1970er Jahren haben gezeigt, dass die Radfahrleistungen auch mit dem Alter zusammenhängen und bei Sieben- bis Achtjährigen sprunghaft ansteigen. Aufgrund dieser Studien dürfen Kinder unter acht Jahren in Deutschland nur auf dem Gehweg – soweit vorhanden – Rad fahren, und bis zum zehnten Lebensjahr ist es ihnen weiterhin erlaubt. „Der Gesetzgeber sieht also durchaus vor, dass Kinder ab diesem Alter am Straßenverkehr teilnehmen; sie sollen nur möglichst noch nicht auf der Fahrbahn fahren“, sagt Rechtsexperte Roland Huhn.

Früh übt sich

Gleichzeitig zeigt die Praxis, dass Grundschulkinder der ersten und zweiten Klasse vom konsequenten Radfahrtraining besonders profitieren und im Schonraum schnell lernen, ihr Fahrrad sicher zu beherrschen. Ein Kind, das sein Fahrrad beherrscht, kann sich besser auf den Straßenverkehr konzentrieren. Daher empfiehlt der ADFC, dass Eltern mit ihren Kindern das Radfahren üben. Je eher sie damit anfangen, desto besser gelingt es, die Radfahrkompetenz der Kinder auszubilden.

Kindern im Grundschulalter fällt es jedoch schwer, eine Situation aus dem Schonraum direkt auf den realen Straßenverkehr zu übertragen. Deshalb sollten Eltern mit ihren Kindern auch die Alltagswege üben, die zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegt werden – egal ob zur Schule, zum Sportverein oder zu Freunden. Konkreter Weg, konkrete Situationen: Wo liegen potenzielle Gefahren, wo lässt sich am besten die Straße queren, wie verhalten sie sich am Zebrastreifen richtig? Das können Eltern ihren Kindern zeigen.

„Das Bewusstsein für Verkehrsabläufe und Gefahren muss bei Kindern geschärft werden“, sagt Krause. Eltern sollten deshalb mit ihren Kindern die Wege trainieren und sie darauf aufmerksam machen, wo sie mit Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer rechnen müssen. Beispielsweise können sie ihnen zeigen, wo Autofahrer geradeaus fahrenden Radfahrern beim Rechtsabbiegen die Vorfahrt nehmen können – selbst dann, wenn die Ampel für Radfahrer grün zeigt.

Meistert das Kind den eingeübten Schulweg auch, wenn die Eltern Abstand halten und es nur beobachten, sollte es auch allein fahren dürfen, wenn es das möchte und wenn das „Bauchgefühl“ der Eltern damit einverstanden ist. Den Nachwuchs gelegentlich mal wieder zu begleiten, kann sicher nicht schaden. Entscheidend ist immer die Situation vor Ort: Welche potenziellen Gefahren birgt der Schulweg? Kommt das Kind mit den Verkehrssituationen zurecht?

Sicher ist: Aus kleinen Kindern werden große, und spätestens dann müssen Eltern sie allein gehen und fahren lassen. Besser, wenn der Nachwuchs schon vorher gelernt hat, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden und mit Gefahrensituationen umzugehen.

Weitere Informationen:
– Tipps zum Thema Fahrrad und Kinder: https://www.adfc.de/3531_1?id=3531&languageid=1
– Mit dem Rad zur Schule: https://www.adfc.de/verkehr–recht/familie–kinder/mit-dem-rad-zur-schule/mit-dem-rad-zur-schule

Einwendungen Betroffener noch bis zum 21. Juli möglich

"Eine völlig aus der Zeit gefallene Planung", so nennt Konrad Krause, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), den Plan des Landesamts für Straßenbau und Verkehr für die Brücke der B 95 nördlich von Annaberg über die Zschopau. Aktuell liegen die Pläne für den Abschnitt der B 95 zwischen Schönfeld und Annaberg-Buchholz aus. Betroffene haben die Möglichkeit, sich in den Planungsprozess einzubringen.

Radwege sind bei dem 20 Mio. Euro teuren Projekt bisher keine vorgesehen. "Bezüglich des Radverkehrs lassen die Längsneigungsverhältnisse die Anlage eines Straßen begleitenden Radwegs nicht zu" heißt es lapidar in den Unterlagen zur Planung. Das bringt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen, auf die Palme: "Diese Begründung ist einfach eine Frechheit. Die Strecke hat eine Steigung von etwa fünf Prozent. Wenn Radfahrer hier irgendwie eine Chance haben sollen, gefahrlos von A nach B zu kommen, ist gerade dort wo es etwas steiler hinauf geht, ein Radweg nötig." Die B 95 ist die direkte Route zwischen Annaberg-Buchholz und Chemnitz, führt durch zahlreiche Orte und hat ein hohes Potential für den Radverkehr. "Wenn man den Leuten keinen Radweg anbietet und für Radfahrer lange Umwege einbaut, wird aber natürlich niemand das Rad nutzen."

"In den letzten Jahren gab es Riesenfortschritte, was Gangschaltungen und elektrische Unterstützung an Fahrrädern angeht. Immer mehr Menschen wollen deswegen auch in bergigen Gegenden in der Freizeit und auch für ihre alltäglichen Wege das Rad nehmen" sagt Krause. Mit dieser Entwicklung müsse die Verkehrsplanung Schritt halten. Zwischen Annaberg und Chemnitz hält der ADFC deshalb auch den Bau eines durchgehenden straßenbegleitenden Radweg für erforderlich. "Bis so ein Projekt komplett ist, vergehen natürlich ein paar Jahre. Wenn wir aber nicht irgendwo mal anfangen, dann werden wir in Sachsen ewig hinterherhängen, was sichere Radinfrastruktur betrifft." sagt Krause.

"Im Koalitionsvertrag haben sich SPD und CDU 2014 darauf verständigt, dass beim Bau neuer Bundesstraßen im Regelfall Radwege enthalten sein sollen. Ich habe nicht den Eindruck, dass das im Wirtschaftsministerium und im Landesamt für Straßenbau und Verkehr irgendjemanden besonders interessiert." Die Ignoranz der Straßenbauverwaltung sei ein Skandal. Hier werde ohne Rücksicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer und die Verkehrssicherheit ein antiquiertes und allein auf den Autoverkehr ausgerichtetes Projekt des ehemaligen FDP-Verkehrsministers Morlok durchgepeitscht.

Noch bis zum 21. Juli haben Betroffene die Möglichkeit ihre Einwendungen ins Planfeststellungsverfahren einbringen.


Weitere Informationen:
- Planungsunterlagen zur Brücke der B 95 über die Zschopau: https://www.lds.sachsen.de/bekanntmachung/index.asp?ID=12622&art_param=600
- Koalitionsvertrag von CDU und SPD (hier S. 48): https://www.staatsregierung.sachsen.de/downloads/AKTUELL_Koalitionsvertrag_CDU_SPD_2014-2019.pdf (Zitat: "Beim Aus- und Neubau von Bundes- und Staatsstraßen soll die gleichzeitige Errichtung von Radverkehrsanlagen zum Regelfall werden.")

Fahrradland Sachsen: Noch unterdurchschnittlich
Pressemitteilung zum Fahrradklima-Test des ADFC in Sachsen

Heute hat der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Sachsen e.V. (ADFC) vor der Landespressekonferenz die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests in Sachsen präsentiert.

Mit einer Durchschnittsnote von 4,05 landet Sachsen auf der Liste der 13 deutschen Flächenländer auf dem vorletzten Platz. Im Vergleich zu 2012 und 2014 hat sich die durchschnitt­liche Bewertung Sachsens nicht verbessert. „Wenn man die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests in einem Wort zusammenfasst, dann lautet das: Stagnation“ sagt Olaf Matthies, Vorsitzender des ADFC Sachsen.

Fahrradland Sachsen: Radfahrer oft ausgebremst

Nicht gut bestellt ist es in Sachsens Städten um das Sicherheitsgefühl beim Radfahren. Bei dieser Frage schnitten fast alle sächsischen Städte im Bereich der Note 4 ab, beson-ders die Städte unter 50.000 Einwohner unterscheiden sich hier deutlich vom bundes-weiten Trend, wo sich Radfahrer umso sicherer fühlen, je kleiner die Stadt ist.

„Wenn wir in Sachsen mehr Menschen zum Radfahren animieren wollen, müssen wir dafür sorgen, dass sie sich auf dem Rad sicher fühlen. Nicht selten stehen Verkehrsunfälle mit Mängeln an der städtischen Verkehrsinfrastruktur in Verbindung. Aber auch der schwache Druck der Polizei auf Falschparker und Raser macht vielen Sachsen Angst, auf ihren alltäglichen Wegen öfter aufs Rad zu steigen.“ sagt der sächsische ADFC-Vorsitzende.

Bei der Bewertung der Zügigkeit des Radfahrens gibt es große Unterschiede zwischen den sächsischen Städten. Leipzig (Note 2,4), Görlitz (2,6) und Delitzsch (2,5) liegen vorn, während die Radfahrer besonders in Freital (4,3) und Annaberg-Buchholz (4,5) nicht gut vorankommen. Direkte Wegeführungen, freigegebene Einbahnstraßen und kürzere Warte-zeiten an der Ampel können Kommunen oft mit wenig Aufwand verwirklichen.

„In Städten, wo die Menschen zügig mit dem Rad vorankommen, ist nicht nur die restliche Bewertung im Fahrradklima-Test besser. Es wird auch deutlich mehr Rad gefahren.“ sagt Konrad Krause, der die Ergebnisse der Befragung für Sachsen analysiert hat.

In den meisten Städten Sachsens scheinen die Menschen nicht den Eindruck zu haben, dass die Förderung des Radverkehrs in letzter Zeit große Fortschritte gemacht hat. Mit Note 4,3 nimmt Dresden den letzten Platz der sächsischen Großstädte ein, gleichauf mit Zwickau. Die Städte unter 50.000 Einwohner liegen mit einer Durchschnittsnote von 4,39 deutlich unter dem bundesweiten Schnitt von Note 3,9.

Fahrradland Sachsen: Engagement zahlt sich aus

Es gibt auch in Sachsen Städte, die ein positives Bild zeigen: Freiberg hat sich bei der Bewertung der „Förderung in letzter Zeit“ von Note 4,7 im Jahr 2012 auf eine 3,4 vorgear-beitet und liegt damit auch über dem sächsischen Durchschnitt. In Bautzen bewerteten die Einwohner die Anstrengungen der Stadt zur Förderung des Radverkehrs mit Note 3,4 (2012: 4,2). Bei den Großstädten konnte sich im Vergleich zu 2012 Chemnitz von Note 4,0 auf eine 3,7 verbessern. „Der Fahrradklima-Test zeigt, dass sich das Engagement einer Stadt lohnt und honoriert wird“ sagt Matthies.

Im Doppelhaushalt 2015/16 hat der Sächsische Landtag die Mittel für die kommunale Förderung des Radverkehrs ab 2016 von 4 auf 8 Mio. pro Jahr verdoppelt. Über 80% dieser Mittel haben die sächsischen Städte 2015 und 2016 jedoch verfallen lassen. Das liegt vor allem an fehlenden Planungskapazitäten auf kommunaler Ebene und fehlenden Vorgaben des Freistaats für eine moderne Verkehrsinfrastruktur. „In manchen Städten war der Fahrradklima-Test des ADFC schon ein Anstoß für eine fahrradfreundlichere Planung, die auch Kinder und ältere Menschen berücksichtigt.“ sagt ADFC-Chef Matthies.

Fahrradland Sachsen: Mehr Verkehrssicherheit, mehr Know-how, mehr Investitionen

„Niemand will sich beim Radfahren unnötigen Gefahren aussetzen. Die Priorität der Verkehrsplanung in Sachsen muss daher auf der Verkehrssicherheit liegen. Dazu gehört eine messbare Zielvorgabe.“ sagt Matthies. Bayern etwa habe sich vorgenommen, die Zahl der Verkehrstoten bis 2020 um 30% zu senken.

Damit Mobilität mit dem Rad wirklich sicherer wird, muss der Freistaat bei der Vergabe von Fördermitteln die Einhaltung moderner Planungsstandards verbindlich machen. Das ist bisher in Sachsen nicht der Fall und führt oft dazu, dass veraltete radunfreundliche Infra-struktur nicht umgebaut wird.

Der ADFC Sachsen setzt sich dafür ein, dass die Kommunen ihre Anstrengungen bei der Förderung des Radverkehrs bündeln. In vielen Bundesländern arbeiten sehr erfolgreich Arbeits­gemeinschaften fahrradfreundlicher Städte (AGFS), darunter in Bayern, Branden-burg und Nordrhein-Westfalen. Solche Arbeitsgemeinschaften koordinieren die lokale Rad­ver­kehrs­förderung und stärken die Kompetenzen in den Kommunen.

„Es ist niemandem geholfen, wenn jede Kleinstadt das Rad neu erfindet, sobald es um Radverkehr geht“ sagt Konrad Krause. „Wir brauchen eine Struktur, die Know-how bündelt und es den Städten erleichtert, schnell aus den Fehlern anderer zu lernen. Eine Arbeits­ge­mein­schaft fahrradfreundlicher Städte bringt große Synergien und kann Fehlplanungen vorbeugen.“ Die Gründung der AGFS ist Teil des sächsischen Koalitionsvertrags. Auch entsprechende Mittel hat Schwarz-Rot im Landeshaushalt 2017 / 18 bereits eingestellt.

„Die politischen Weichenstellungen der Großen Koalition für den Radverkehr sind sehr er­freulich, kommen aber bei den Menschen noch nicht an. Finanzmittel des Freistaats stehen bereit und Minister Dulig schafft auf Landesebene neue Planungskapazitäten. Erste Städte starten durch. Mit Rückenwind vom Freistaat kann Sachsen zum Fahrradland werden.


Der Fahrradklima-Test des ADFC ist die weltweit größte Untersuchung dieser Art. Über 120.000 Bürgerinnen und Bürger haben an der siebten Umfrage des ADFC teilgenommen und deutschlandweit die Fahrradfreundlichkeit von 539 Städten bewertet.

Kontakt:     Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen 0176 - 317 318 08

Die nächste Radreise kann beginnen. Zum ersten Mal erscheint in dieser Fahrradsaison die Übersichtskarte Bett+Bike zwischen Ostsee und Erzgebirge: Die Karte enthält mehr als 1200 Unterkünfte, die auf die Bedürfnisse von Radurlaubern eingestellt sind. Sie ist perfekt für die Planung der nächsten Radreise sowie unterwegs zur Orientierung für alle, die unkompliziert den fahrradfreundlichen Service bei ihren Unterkünften suchen. Praktisch sind alle Bett+Bike Unterkünfte entlang der Radfernwege auf der Karte gekennzeichnet und nach Bundesländern mit den Kontaktdaten sortiert.

Die Karte beinhaltet die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen und kann kostenlos bei den ADFC Bett+Bike-Regionalmanagements Brandenburg und Sachsen bestellt werden. Die Karten sind außerdem kostenlos in der Geschäftsstelle des ADFC Leipzig, Peterssteinweg 18, erhältlich.

Über Bett+Bike

Bett+Bike macht es Fahrradurlaubern leicht, ein passendes Quartier zu finden. Hier können Sie aus 5.500 Hotels, Pensionen, Jugendherbergen, Naturfreundehäusern und Campingplätzen wählen, die sich besonders auf die Bedürfnisse von Rad fahrenden Gästen einstellen. Nur wer die ADFC-Qualitätskriterien erfüllt, darf sich mit dem Bett+Bike-Schild schmücken.

Bett+Bike-Unterkünfte zeichnen sich dadurch aus, dass sie Radtouristen auch nur für eine Nacht aufnehmen, einen abschließbaren Raum für das Fahrrad anbieten, ein Reparaturset für Fahrräder sowie Informationen zu radtouristischen Serviceleistungen vor Ort vorhalten. Daneben gibt es weitere Kriterien, die in einer regelmäßigen Zertifizierung überprüft werden und sicherstellen, dass Radurlauber mit ihren speziellen Bedürfnissen stets willkommen sind. Weitere Informationen zu Bett+Bike finden Sie unter http://www.bettundbike.de/was-ist-bett-bike/was-ist-bett-bike

Unfallentwicklung stagniert / Radfahrer über 65 Jahre überproportional betroffen / ADFC: Sachsen muss Verkehrssicherheit bei der Verkehrsplanung ernster nehmen

Zum Beginn der Woche stellte das Sächsische Staatsministerium des Innern die Daten zur Unfallentwicklung 2016 in Sachsen vor. Mit 3.971 Fällen waren Radfahrer 2016 ähnlich oft an Unfällen mit Personenschäden beteiligt wie die Jahre davor. Bei den im Straßenverkehr getöteten Radfahrern stieg die Zahl von 17 im Jahr 2015 auf 26 und damit wieder auf das Level der Vorjahre. "Die Zahlen legen nahe, dass der Rückgang der getöteten Radfahrer in Sachsen 2015 offenbar nur ein statistischer Ausreißer war. Jeder im Straßenverkehr getötete Mensch ist einer zu viel." sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. "Unser Ziel muss es sein, dass möglichst kein Mensch im Straßenverkehr ums Leben kommt. Berlin hat diese 'Vision Zero' jetzt zum Ziel der städtischen Verkehrsplanung erklärt."

Genau das fordert der ADFC auch von der sächsischen Staatsregierung. "Im Koalitionsvertrag haben CDU und SPD 2014 miteinander vereinbart, dass sie mehr für die Verkehrssicherheit tun wollen. Davon ist bisher nichts zu erkennen." Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in Sachsen hat sich auf ca. 110.000 eingependelt, jedes Jahr kommen zwischen 160 und 200 Menschen auf Sachsens Straßen ums Leben, darunter Jahr für Jahr etwa 25 Radfahrer. "Was die Verkehrssicherheit angeht, treten wir in Sachsen auf der Stelle." ist Krause verärgert.

"Bei jedem Unfall gibt es natürlich ein konkretes Versagen einzelner Verkehrsteilnehmer. Zu wenig Beachtung finden aber bisher die zahlreichen baulichen Mängel, die Unfälle mit Radfahrern begünstigen." ist der ADFC-Geschäftsführer Krause überzeugt. So ist die Wegeführung für Radfahrer oft uneindeutig oder endet abrupt. Besonders Kinder und ältere Radfahrer sind durch unklare Vorfahrtssituationen oft überfordert. 15 der 26 im Straßenverkehr getöteten Radfahrer waren älter als 65 Jahre. Das steht in keinem Verhältnis zur Fahrleistung dieser Altersgruppe und deutet auf Mängel der Infrastruktur hin, die große Teile der Bevölkerung überfordern. "Wir brauchen eine stärkere Aufmerksamkeit auf dieses Thema in der Verkehrsplanung und eine selbsterklärende Infrastruktur, die auch für kleine Kinder, Menschen mit körperlichen Einschränkungen sowie Menschen über 65 Jahre leicht und sicher benutzbar ist." so Konrad Krause.

Minister Dulig unternehme zwar gewisse Anstrengungen, den Radverkehr im Land voran zu bringen. Doch kommen die sächsischen Behörden mit dem Bau sicherer Rad-Infrastruktur kaum schneller voran als in den Jahren zuvor. "Der Minister muss endlich das deutsche Regelwerk der Radverkehrsplanung, die 'Empfehlungen für Radverkehrsanlagen', zur verbindlichen Planungsgrundlage in Sachsen machen." sagt Krause. Dagegen leiste das Ministerium aber starken Widerstand. Auch bei den Straßenverkehrsbehörden, die beispielsweise Verkehrszeichen anordnen und Geschwindigkeitsbegrenzungen festlegen, gibt es von Ort zu Ort erhebliche Differenzen in der Auslegung der StVO, mit teils haarsträubenden Ergebnissen. "Es sind zwar bestimmte Enwicklungen in die richtige Richtung zu erkennen, aber gerade beim Thema Verkehrssicherheit und der Planungsstandards kann man manchmal schon den Eindruck bekommen, dass unterhalb des Ministers manches völlig ungeordnet weiterläuft wie zu Zeiten von Sven Morlok." sagt Krause.

Auch bei der Vergabe von Fördermitteln an Kommunen spiele die Verkehrssicherheit und die Wegequalität in Sachsen bisher eine zu geringe Rolle, findet der ADFC-Geschäftsführer. Für die Instandsetzung großer Straßen erhalten die Kommunen ihre Mittel vom Freistaat inzwischen pauschal, also ohne eine Prüfung, ob der Anbau von Radwegen erforderlich ist oder ob es Probleme mit der Verkehrssicherheit gibt. "Diese pauschale Förderpraxis führt dazu, dass die Infrastruktur an vielen Stellen nicht sicherer wird und mit viel Geld sogar neue Unfallschwerpunkte gebaut werden." Ein prominentes Beispiel für ein solches gefördertes Projekt ist die Kreuzung Bautzner / Rothenburger Straße in Dresden, wo im Februar 2016 eine Radfahrerin von einem Betonmischer zusammenstieß und zu Tode kam. ADFC-Aktive sind der Überzeugung, dass auch die unsichere Verkehrsführung der 2013 neu gebauten Kreuzung eine Ursache für den Unfall ist.

Statistische Daten zum Radverkehr (Daten: Statistisches Landesamt Sachsen)
Verkehrsunfälle in Sachsen 1999-2016
Getötete Radfahrer 1995-2016

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