Heute vormittag machten Vertreter des ADFC Sachsen gemeinsam mit Anwohnern und Politikern eine Testfahrt mit dem Rad auf der S 163 bei Hohnstein. Der Streckenabschnitt der Staatsstraße zwischen Stürza und Hohburkersdorf wurde im letzten Herbst komplett umgebaut. Dabei wurde die bisher überbreite Fahrbahn um rund fünf Meter verengt. Genug Platz für einen Radweg, finden neben dem ADFC auch die Bürgerinitiative Radwegbau bei Hohburkersdorf. Deren Sprecher Helmar Nestroy hatte deshalb gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) zu einer Testfahrt auf der im November freigegebenen Staatsstraße eingeladen.
Die Bürgerinitative und der ADFC beklagen, dass Radfahrer und Fußgänger auf der schmalen Fahrbahn nun enger überholt werden und dadurch stärker gefährdet sind als vor dem Umbau. "Neben der als Motorradrennstrecke berüchtigten S 163 hätte ohne weiteres ein Radweg Platz gefunden." sagte am Donnerstag Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. "CDU und SPD in Sachsen haben 2014 vereinbart, beim Ausbau von Staatsstraßen im Regelfall gleichzeitig einen Radweg anzubauen. Wirtschaftsminister Dulig scheint das aber in seinem Haus nicht durchsetzen zu können." Seit dem Regierungswechsel ist die Zahl neu eröffneter Radwegabschnitte an Bundes- und Staatsstraßen in Sachsen eingebrochen (s. Diagramm der Verkehrsfreigaben von Radwegen in Sachsen).
Über den Streckenabschnitt, der von täglich etwa 2.700 Fahrzeugen befahren wird, führt auch die 'Napoleon-Radroute'. "Nach den geltenden Richtlinien und Regelwerken ist bei einer solchen Verkehrsmenge der Bau eines Radweges angezeigt, erst recht, wenn eine touristische Radroute die Straße entlangführt." sagt Krause. Aus Sicht des SMWA ist dazu der Zug jedoch abgefahren. Das Personal sei knapp, andere Projekte im Freistaat hätten Vorrang. Der ADFC fordert dennoch von Minister Dulig, dass der fehlende Radweg an der S 163 zügig geplant und im Nachhinein noch realisiert wird. Personalmangel könne kein Grund sein, die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern außer Acht zu lassen.
Um überhaupt den bundesweit durchschnittlichen Ausstattungsgrad von 41% Radwegen an Bundes- und 25% Radwegen an Staatsstraßen zu erreichen, müsste der Freistaat nach einer Hochrechnung des ADFC weitere 1.000 km Radwege an Bundes- und Staatsstraßen bauen.
Hintergrund
Zwischen August und November 2017 wurde die Fahrbahnbreite der S 163 zwischen Hocksteinschänke und Abzweig Stürza von ca.12 m auf 7,00 m verengt. Die Baumaßnahme hätte die Chance geboten, entlang der Straße einen Radweg zu schaffen. Auch die Unterschriften von über 1100 Anwohnern spielten für die Sächsische Staatsregierung als Bauherr offenbar keine Rolle.
Die Initiatoren der Unterschriftensammlung, Helmar Nestroy aus Stürza und Konrad Weber aus Hohburkersdorf, sowie der ADFC Sachsen e.V. haben daher Politiker und Pressevertreter zu einer Testfahrt zwischen Hocksteinschänke und Abzweig Stürza / Heeselicht eingeladen.
Niklas Schietzold, stellvertretender Vorsitzender des ADFC Sachsen sagt zum Straßenumbau: "Die zurückgebaute Straße ist eine völlige Fehlplanung. Wer hier mit dem Rad fährt, ist ständig knappen Überholmanövern ausgesetzt und wird damit planmäßig gefährdet. Denn ausreichend Platz für einen Radweg wäre gewesen. Auf den unbedingten Bedarf einer sicheren Radverkehrsführung haben die Anwohner vehement hingewiesen. Für mich ist es daher absolut unverständlich, wieso der Freistaat hier die Belange ignoriert und einen Radweg für verzichtbar hält. Der ADFC wird sich weiter dafür einsetzen, dass Sachsens Verkehrsminister Dulig hier jetzt endlich nachbessert."
Über den Abschnitt der S 163 verläuft die „Napoleonradroute“ Stolpen-Rathmannsdorf. Diese Radroute ist sowohl für Anwohner als auch für Radtouristen von Interesse. Sie ist eine der wenigen radtouristischen Erschließungsstrecken vom Elberadweg in die Lausitz.
Anlagen
- Koalitionsvertrag von SPD und CDU, darin auf S. 48 die Festlegung, dass beim Aus- und Neubau von Bundes- und Staatsstraßen Radwege im Regelfall eingeplant werden sollen (PDF)
- Radwegebau an Staats- und Bundesstraßen 2008-2017 (2008 - 2016: Daten des SMWA, 2017: Hochrechnung ADFC)
- Fotos der Bauarbeiten (frei verwendbar, Quellenangabe: ADFC Sachsen)
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Sachsen: Radwege statt Fahrverbote!
ADFC sieht sächsische Politik auf dem richtigen Weg, aber noch große Umsetzungsdefizite
Am Donnerstag debattierte in Dresden der Sächsische Landtag zu Dieselfahrverboten im Freistaat. Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) stellte dabei auch die Förderung des Fuß- und Radverkehrs als wichtigen Lösungsansatz in den Vordergrund. Der stellvertretende Vorsitzende des Allgemeinen Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC), Rolf Leonhardt, begrüßt die klare Positionierung Schmidts. Gleichzeitig fordert Leonhardt die Sächsische Staatsregierung dazu auf, die Kommunen stärker zu unterstützen und die Verkehrswende endlich ernster zu nehmen.
"Wer Fahrverbote vermeiden will, muss sich endlich dafür einsetzen, dass der Radverkehr vorangebracht wird, und zwar nicht nur in Tippelschritten. In Sachsen bestehen da noch erhebliche Umsetzungsdefizite. Land und Kommunen müssen die Förderung des Radverkehrs ernster nehmen." Von den im Haushalt des Freistaats eingestellten 8 Millionen Euro für die kommunale Förderung des Radverkehrs bekam Dresden im letzten Jahr lediglich 51.000€ ausgezahlt, nach Leipzig floss aus diesem Topf kein einziger Euro.
Dennoch lobt Leonhardt die Anstrengungen vieler Kommunen und auch auf der Ebene des Freistaats: "Radverkehr ist die wirksamste Lösung für saubere Luft und mehr Lebensqualität! Der politische Wille für mehr Radverkehr wächst ohne Zweifel." Viele Städte arbeiteten bereits an der Verkehrswende. Nun müsse die Sächsische Staatsregierung die Luftreinhaltung im Stadtverkehr jedoch zur Chefsache machen und den Kommunen stärker unter die Arme greifen.
"Wir haben aktuell noch zu viele falsche Förderanreize, die dazu führen, dass mehr Autos in die Städte gezogen werden. Besonders beim Pendlerverkehr gibt es große Defizite. Hier brauchen wir ein starkes Netz an Radschnellwegen und Radrouten in die Ballungszentren sowie eine bessere Verknüpfung von Fahrrad und ÖPNV, etwa durch Radstationen an den Bahnhöfen." so Leonhardt abschließend.
Zur Unterstützung der Städte hat der ADFC betroffenen Städten die Arbeitshilfe Saubere Luft bereitgestellt. Sie enthält zahlreiche Maßnahmen, mit denen die Städte den Radverkehr attraktiver machen und dadurch für bessere Luft sorgen können.
Web ADFC Dresden: http://www.adfc-dresden.de/index.php/neuigkeiten/2362-radwege-statt-fahrverbote
PM Bundes-ADFC https://www.adfc.de/presse/pressemitteilungen/adfc-demo-vor-bundesverwaltungsgericht--radwege-statt-fahrverbote
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Die Zittauer Ortsgruppe des Allgemeinen Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) lädt am Mittwoch 17. Januar 2018 zur Versammlung ein. Neben der Wahl von Sprecherinnen stehen auch die Planungen der Gruppe für das Jahr 2018 auf der Tagesordnung.
Eingeladen sind neben den Zittauer Mitgliedern des ADFC ausdrücklich alle Radfahrerinnen und Radfahrer aus Zittau und Umgebung, die sich für bessere und vor allem sichere Bedingungen für den Radverkehr einsetzen wollen. Denn damit das Radfahren für alle Menschen - vom Kindergartenkind bis zur Oma - sicherer und komfortabler wird, braucht es eine starke Interessenvertretung der Radfahrer. Und das ist in Deutschland der ADFC.
"Zittau hat das Zeug dazu, sich zu einer fahrradfreundlichen Stadt zu mausern." sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. Doch an vielen Stellen müsste endlich etwas an der Infrastruktur passieren. "Von der Verkehrssicherheit für Radfahrer, der Radwegeführung auf dem Ring bis hin zum Fahrraddiebstahl gibt es noch eine Reihe von Baustellen, die zu lösen sind." Dafür brauche es vor Ort einen starken ADFC und viel persönliches Engagement.
Neben der verkehrspolitischen Arbeit gibt es weitere mögliche Schwerpunkte. Mit dem Neißeradweg verfügt die Stadt über radtouristisches Potential, welches bisher jedoch noch kaum genutzt wird. Auch Serviceangebote für Radfahrer, etwa eine Fahrradcodierung durch den ADFC, wären vorstellbar. Freilich ist die ehrenamtliche Arbeit im ADFC maßgeblich von den Interessen der einzelnen Mitstreiter bestimmt. "Wieviel der ADFC vor Ort leisten kann, hängt ganz stark an der Zahl der ADFC-Aktiven. Aufgabenfelder gibt es genug und jedes ADFC-Mitglied kann sich mit eigenen Ideen einbringen." sagt Krause.
Zur Versammlung der Zittauer Ortsgruppe sind ausdrücklich alle Radfahrer eingeladen, nicht nur die ADFC-Mitglieder. "Ob man schon Mitglied im ADFC ist oder nicht ist erstmal zweitrangig. Unser Ziel ist es, die Interessen aller zu bündeln, die in Zittau etwas für den Radverkehr tun wollen." Wer zum Gründungstermin verhindert ist, aber Interesse an der Ortsgruppe hat, kann sich per E-Mail beim ADFC Sachsen melden. Zum Ortsgruppentreffen wird der Geschäftsführer des ADFC Sachsen anwesend sein. Aktuell hat der ADFC in Zittau 37 Mitglieder.
Was: Versammlung der ADFC-Ortsgruppe Zittau mit Wahl der Sprecher / innen
Wann: Mittwoch, 17. Januar 2018, 19:00 Uhr
Wo: Café Jolesch, Zittau
Kontakt-E-Mail des ADFC Sachsen: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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Radfahren scheint auch im Winter immer mehr Anhänger zu finden. Jedenfalls aus Sicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Sachsen. Für den Fahrradclub waren der November und der Dezember die beiden Monate mit dem stärksten Mitgliederzuwachs seit langem. Kurz vor Weihnachten konnte sich Landesgeschäftsführer Konrad Krause über das 5000. Mitglied im ADFC Sachsen freuen. Damit ist die Fahrradlobby einer der größten eingetragenen Vereine in Sachsen.
In Sachsen hat der ADFC zehn Ortsgruppen. Hier engagieren sich über 250 Menschen regelmäßig in ihrer Freizeit. 2017 organisierte der ADFC 270 Radtouren mit über 3500 Teilnehmern. Außerdem berät der Fahrradclub zu technischen Fragen rund ums Fahrrad und setzt sich vor Ort für eine fahrradfreundliche Verkehrsplanung ein. Viele Ortsgruppen bieten auch Serviceleistungen für die Mitglieder des Vereins an. Etwa die sehr beliebte Fahrradcodierung, durch die Langfinger vom Rad-Diebstahl abgehalten werden sollen. ADFC-Mitglieder profitieren außerdem von der ADFC-Pannenhilfe, die im Fall einer Havarie Rad und Fahrer unter die Arme greift und, sofern notwendig, bis zur nächsten Fahrradwerkstatt bringt.
Noch bis zum 31. Dezember verlost der ADFC unter allen, die bis zum 31. Dezember Mitglied im Club werden, attraktive Preise im Gesamtwert von 500 Euro, vom Radtourenbuch bis zur hochwertigen Fahrradtasche. Wer bis Jahresende Mitglied wird bekommt außerdem die Möglichkeit, im ersten Jahr den ADFC zum stark reduzierten Einsteigerpreis von 19,50 € auszuprobieren. Antragsformulare gibt es im Internet und in den Geschäftsstellen des ADFC in Chemnitz, Dresden und Leipzig.
Weitere Informationen zur Aktion finden sich auf www.adfc-sachsen.de/592
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ADFC begrüßt Beschluss des Sächsischen Landtags zur Förderung des Radverkehrs
In seiner Sitzung am Donnerstag hat der Sächsische Landtag einen maßgeblichen Entschluss zum Radverkehr in Sachsen gefasst. In dem einstimmig beschlossenen Antrag "Fahrradwegebau beschleunigen, Zusammenarbeit zwischen den Verwaltungseinheiten stärken" haben sich die sächsischen Landtagsabgeordneten mit den Stimmen von CDU, SPD, Linken und Grünen entschlossen, den Radverkehr in Sachsen deutlich zu stärken.
Geprüft werden soll insbesondere, wie der Mittelabfluss beschleunigt und die Zuständigkeiten und Fördermöglichkeiten der Radverkehrsförderung im Freistaat verbessert werden können.
Die Kommunen sollen bei der Gründung einer Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Landkreise unterstützt werden. Die Arbeitsgemeinschaft erleichtert den fachlichen Austausch und eine erfolgreiche gegenseitige Unterstützung der Akteure des Radverkehrs in Sachsen. In fast allen anderen Bundesländern sind ähnliche Arbeitsgemeinschaften eine wichtige Schnittstelle der Radverkehrsförderung zwischen Bund, Ländern und Kommunen.
Außerdem hat der Sächsische Landtag beschlossen, die personelle Ausstattung für die Radverkehrsplanung in den Landesbehörden zu überprüfen und zusätzliche Planungskapazitäten bereitzustellen.
Der stellvertretende Vorsitzende des ADFC Sachsen, Rolf Leonhardt, begrüßt den wichtigen Entschluss des Sächsischen Landtags. „Neben dem Breitbandausbau sieht der ADFC eine durchgängige und sichere Radverkehrsinfrastruktur als einen entscheidenden Schlüssel zur Stärkung des ländlichen Raums.“
„Dass der Sächsische Landtag sich heute in so großer Einigkeit dafür ausgesprochen hat, dem Radverkehr im Freistaat einen Schub zu geben, werten das als ein hoffnungsvolles Zeichen für einen verkehrspolitischen Generationenwechsel in Sachsen.“
„Mit der Unterstützung der kommunalen Zusammenarbeit im Radverkehr setzt die Koalition in Sachsen ein wichtiges verkehrspolitisches Element des Koalitionsvertrags um. Besonders für kleinere Städte ist diese Hilfe zur Selbsthilfe eine Chance, mit ihren begrenzten finanziellen und personellen Mitteln den Radverkehr zu stärken. Bisher wird hier viel zu oft mit mäßigem Erfolg nebeneinander her das Rad neu erfunden. Die Organisation eines gegenseitigen Erfahrungsaustauschs brauchen wir in Sachsen dringend.“
„Der Ausbau des Radwegenetzes in Sachsen war seit Jahren im Stagnieren begriffen. Für die Menschen vor Ort wird es zunehmend zu einem ernsten Problem, wenn der Bäcker in der Nähe, die Grundschule im Nachbarort oder die nahe gelegene Arbeitsstelle nicht einfach und sicher mit dem Rad erreichbar sind. Abseits der größeren Städte hören wir immer wieder davon, dass sich die Menschen in ihren unmittelbaren, alltäglichen Anliegen vor Ort abgehängt fühlen. Ich sehe da durchaus auch einen Zusammenhang zum Radverkehr. Der Beschluss des Landtags ist ein deutliches Hoffnungszeichen für eine verkehrspolitische Wende im Freistaat.“
Hintergrund
Aktuell empfinden nur 3 Prozent der Befragten die Sächsische Staatsregierung als "sehr fahrradfreundlich". Damit erreicht sie unter den Bundesländern Platz 11 (siehe ADFC-Fahrradmonitor 2017).
Der Stillstand beim Radwegebau führt zunehmend zu Unmut bei den Betroffenen. In vielen Orten haben sich inzwischen Bürgerinitiativen gegründet, in den letzten 5 Jahren hat der ADFC in Sachsen sechs neue Ortsgruppen gründen können. So kämpft in Mügeln seit acht Jahren eine Bürgerinitiative für einen Radweg an der S 31. Zwischen Zwickau und Mülsen hat der ansässige ADFC eine Petition gestartet, damit der seit Jahrzehnten erwartete Bau des Radwegs an der stark belasteten B 173 endlich beginnt. Auch an der S 95 zwischen Dresden und Radeberg, über die täglich 14.700 Autos rollen, fehlt bisher ein Radweg. Die Liste der Beispiele ließe sich lange weiterführen.
Bis 2025 fordert der ADFC Sachsen einen Zubau von 960 km Radwegen an den Bundes- und Staatsstraßen im Freistaat. Damit hätte Sachsen an 25% der Land- und 41% der Bundesstraßen Radwege. Das entspricht dem aktuellen bundesweiten Durchschnittswert bei der Ausstattung mit Radwegen. Die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft sächsischer Städte, Gemeinden und Landkreise zur Förderung des Rad- und Fußverkehrs befindet sich aktuell in Vorbereitung.
Auch die Förderung kommunaler Rad-Projekte durch den Freistaat klemmte in den letzten Jahren. Aufgrund unklarer Zuständigkeiten, fehlendem Personal und unklar formulierter Richtlinien konnte nur ein Bruchteil der vorhandenen Mittel für die kommunale Radverkehrsförderung verbaut worden. Das Jahr 2015 war mit lediglich 600.000 Euro der absolute Tiefpunkt, auch 2016 wurden von 8 Mio. Euro eingestellten Mitteln nur 1,6 Mio. ausgereicht. Der Ärger bei den Kommunen über das Förderchaos nahm in letzter Zeit zu. Klagen kommen sowohl aus Großstädten wie Dresden oder Leipzig, aber auch von kleineren Gemeinden, wie zum Beispiel Radebeul oder Auerbach im Vogtland.
Antrag der Fraktionen von CDU und SPD "Fahrradwegebau beschleunigen, Zusammenarbeit zwischen den Verwaltungseinheiten stärken", Drucksache 6/11417: http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=11417&dok_art=Drs&leg_per=6
Pressemitteilung des ADFC Sachsen vom 8. September 2017: Abstieg über den Lenker (mit Hintergründen zum Stillstand beim Radwegebau im Freistaat) http://adfc-sachsen.de/index.php/presse/pressemitteilungen/578-abstieg-ueber-den-lenker
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Nach der Bundestagswahl diskutiert die sächsische CDU über eine Neuausrichtung ihrer Politik. Dies hat der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) zum Anlass genommen, auf Fehlentwicklungen bei der Fuß- und Radverkehrspolitik in Sachsen aufmerksam machen. Mit einem Schreiben hat sich Olaf Matthies, der Vorsitzende des Radfahrerverbands an den Landesvorstand der CDU gewandt.
"Abseits der größeren Städte hören wir immer wieder davon, dass sich die Menschen in ihren unmittelbaren, alltäglichen Anliegen vor Ort abgehängt fühlen. Ich sehe da durchaus auch einen Zusammenhang zum Radverkehr. Denn der Radwegebau in Sachsen stagniert seit Jahren. Für die Menschen vor Ort ist es zunehmend ein Problem, wenn der Bäcker in der Nähe, die Grundschule im Nachbarort oder die nahe gelegene Arbeitsstelle nicht einfach und sicher mit dem Rad erreichbar sind." sagt ADFC-Vorstand Matthies.
Wurden in der Ära Biedenkopf jährlich noch ca. 50 km Radwege an Staats- und Bundesstraßen fertig gestellt, so sank dieser Wert 2016 auf ganze 14 km. Diese Stagnation bemerken die Menschen, die sich teils seit mehr als einem Jahrzehnt in Bürgerinitiativen und Elternvereinen für eine Radverbindung zum Nachbarort oder zur Grundschule ihrer Kinder einsetzen.
"Aus dem Ergebnis der Bundestagswahl spricht ja auch der Vorwurf, dass 'die große Politik' die Bedürfnisse der normalen Menschen vor Ort übersieht. Statt abgehobener Visionen zum autonomen Fahren oder einem Milliarden teuren Tunnel durch das Erzgebirge fänden viele sicher naheliegender, wenn sich der Freistaat Sachsen mit mehr Geld und Personal um sein marodes und lückenhaftes Radwegenetz kümmern würde." so der ADFC-Vorsitzende.
"Der ADFC fordert den Vorstand der CDU Sachsen auf, sich der Förderung des Fahrrads anzunehmen. Damit das gelingen kann ist in erster Linie mehr Personal und mehr Know-how erforderlich. Nahezu alles, was wir der CDU vorschlagen, steht bereits im Koalitionsvertrag von CDU und SPD von 2014. Wir sind optimistisch, dass ein neuer Ministerpräsident den nötigen Impuls gibt, um die Wünsche der sächsischen Kommunen und Bürger nach sicherem und bequemem Rad- und Fußverkehr zu verwirklichen. Ein Ziel der neuen Regierung sollte sein, dass unsere Kinder zukünftig ohne Bedenken mit dem Rad zur Schule fahren können." so der ADFC-Vorsitzende abschließend.
Bis 2025 fordert der ADFC Sachsen einen Zubau von 960 km Radwegen an den Bundes- und Staatsstraßen im Freistaat. Damit hätte Sachsen an 25% der Land- und 41% der Bundesstraßen Radwege. Das entspricht dem aktuellen bundesweiten Durchschnittswert bei der Ausstattung mit Radwegen.
Anlage:
Schreiben an den Landesvorstand der CDU Sachsen
Anhang zum Schreiben an den CDU-Landesvorstand
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Mangelhaftes Sicherheitsgefühl ist das größte Hemmnis, dass in Deutschland mehr Menschen für ihre Wege im Alltag das Fahrrad nutzen. Das hat der am 20. September vorgestellte Fahrrad-Monitor des ADFC ergeben. Demnach fühlen sich 47 Prozent der Befragten mit dem Fahrrad im Straßenverkehr "eher nicht" oder "überhaupt nicht" sicher. Nur 4 Prozent geben an, sich sehr sicher zu fühlen. Für Unsicherheit sorgen vor allem zu viel Verkehr (71 Prozent), zu wenig separate Radwege (70 Prozent) und rücksichtslose Autofahrer (65 Prozent).
"Die schlechte Bewertung des Sicherheitsgefühls halte ich für ein Alarmsignal" sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. "Die Angst vor drängelnden Autos, die Mischung von Rad- und Fußverkehr sowie unklare Situationen wegen mangelhafter Radwegführungen drängen sich vielen Menschen auf dem Rad immer wieder unangenehm in den Vordergrund. Das ist ein unguter Cocktail, der Menschen eher vom Radfahren abschreckt als es ihnen schmackhaft zu machen."
63 Prozent der Befragten finden, die Verkehrspolitik sollte sich stärker beim Radwegebau engagieren, 55 Prozent halten mehr sichere Abstellmöglichkeiten für wichitg, ebenso viele wünschen sich eine bessere Trennung von Rad- und Fußgängerverkehr. Nur 3 Prozent der Befragten empfinden die Sächsische Staatsregierung als "sehr fahrradfreundlich". Damit erreicht sie unter den Bundesländern Platz 11.
"Die Menschen wollen auch im Alltag mehr Wege mit dem Rad zurücklegen, doch dafür fehlt oft sichere Infrastruktur. An vielen Stellen kommen Radwegeprojekte seit Jahren nicht voran, in Einzelfällen warten die Betroffenen seit 15 Jahren auf ihren Radweg." sagt Krause.
"Wenn der Freistaat beim Radwegebau vorankommen will, braucht es auf Landesebene mehr Fachplaner. Sachsen scheint das einzige Bundesland zu sein, was die Herausforderung des Radverkehrs völlig ohne eigenes Personal bewerkstelligen will. In zahlreichen Bundesländern gibt es längst eigene Referate für Nahmobilität und Radverkehr. Entsprechende Strukturen sind auch im Freistaat dringend erforderlich." so der sächsische ADFC-Geschäftsführer.
Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer des ADFC: „Die Diesel-Krise hat es noch einmal schmerzlich deutlich gemacht: Unsere Verkehrsprobleme sind so immens, damit kann der Bund die Städte und Gemeinden nicht allein lassen. Die nächste Bundesregierung hat den Auftrag, Deutschlands Verkehrssystem ins 21. Jahrhundert zu katapultieren. Und das bedeutet: Mehr Rad, mehr Fuß, mehr ÖPNV – und deutlich weniger Auto, egal mit welchem Antrieb.“
Der Fahrrad-Monitor ist eine repräsentative Online-Befragung, die vom Marktforschungsinstitut sinus im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums im Juni 2017 durchgeführt wurde. Befragt wurden 3.156 Deutsche zwischen 14 und 69 Jahren.
Weitere Informationen:
Den kompletten Fahrrad-Monitor 2017 und die Pressemitteilung des ADFC-Bundesverbands finden Sie hier: https://www.adfc.de/presse/pressemitteilungen/fahrrad-monitor-2017-87-prozent-finden-bundesregierung-nicht-fahrradfreundlich
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ADFC zur aktuellen Radverkehrspolitik in Sachsen
"Die Bekenntnisse von Minister Dulig zum Radverkehr sind lobenswert. Doch um den Radverkehr voranzubringen, ist mehr nötig als Absichtserklärungen." sagt ADFC-Vorstand Rolf Leonhardt. "2016 war das schlechteste Jahr seit Langem beim Radwegebau an Staats- und Bundesstraßen. Den warmen Worten müssen nun endlich Taten folgen. In Sachsen kommt der Radwegebau nicht voran, weil im Ministerium und den zuständigen Behörden schlicht Personal fehlt." Im letzten Jahr wurden an sächsischen Bundes- und Staatsstraßen lediglich 13,4 km Radwege errichtet. Bis 2025 will der Freistaat 460 km bauen, was einem jährlichen Zubau von 51 km entspricht. "Dieses schon sehr niedrig gesteckte Ziel wird weit verfehlt. Um im Jahr 2025 wenigstens den bundesweiten Durchschnitt bei Radwegen an Bundes- und Staatsstraßen zu erreichen, muss der Freistaat bis dahin mindestens 950 km Radwege neu bauen. Das bedeutet, ab 2018 müssten jedes Jahr 36 km Radwege an Bundesstraßen und 83 Kilometer an Staatsstraßen hinzukommen." rechnet der ADFC-Vorstand vor.
Der Stillstand beim Radwegebau führt zunehmend zu Unmut bei den Betroffenen. In vielen Orten haben sich inzwischen Bürgerinitiativen gegründet, in den letzten 5 Jahren hat der ADFC in Sachsen sechs neue Ortsgruppen gründen können. So kämpft in Mügeln seit acht Jahren eine Bürgerinitative für einen Radweg an der S 31. Zwischen Zwickau und Mülsen hat der ansässige ADFC eine Petition gestartet, damit der seit Jahrzehnten erwartete Bau des Radwegs an der stark belasteten B 173 endlich beginnt. Auch an der S 95 zwischen Dresden und Radeberg, über die täglich 14.700 Autos rollen, fehlt bisher ein Radweg.
Schon Duligs Vorgänger Sven Morlok und Thomas Jurk beklagten lange Planungsprozesse und den Umweltschutz als Hemmnis für den Radwegebau. "Dass sich Radwege nicht von selbst bauen, ist also schon ein paar Jahre bekannt. Umso befremdlicher ist es, dass der Minister meint, in Sachsen ein Radwegenetz ohne zusätzliche Radwegeplaner umsetzen zu können." sagt Leonhardt. Im Rahmen der Haushaltsverhandlungen Ende 2016 wurde das Personal von LASuV und SMWA um 10% (bzw. 60 Stellen) aufgestockt. Keine einzige dieser neuen Stellen ist für Radverkehr vorgesehen. "Sachsen scheint das einzige Bundesland zu sein, was die Herausforderung der Radverkehrsplanung völlig ohne eigenes Personal bewerkstelligen will. In zahlreichen Bundesländern gibt es längst eigene Referate für Nahmobilität und Radverkehr."
Auch die Förderung kommunaler Rad-Projekte durch den Freistaat klemmt. In den letzten Jahren ist aufgrund unklarer Zuständigkeiten, fehlendem Personal und unklar fomulierter Richtlinien nur ein Bruchteil der vorhandenen Mittel für die kommunale Radverkehrsförderung verbaut worden. Das Jahr 2015 war mit lediglich 600.000 Euro der absolute Tiefpunkt, auch 2016 wurden von 8 Mio. Euro eingestellten Mitteln nur 1,6 Mio. ausgereicht. Der Ärger bei den Kommunen über das Förderchaos nimmt zu. Klagen kommen sowohl aus Großstädten wie Dresden oder Leipzig, als auch von kleineren Gemeinden, wie zum Beispiel Radebeul oder Auerbach im Vogtland.
Anlage:
Pressemitteilung des SMWA vom 5. September 2017: https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/213241
Auerbach im Vogtland beantragt Mittel des Bundes, weil Landesmittel nicht fließen: Freie Presse, 18. April 2017: Auerbach will Radweglücken schließen
Dresden finanziert Radwege mit 100% Eigenmitteln: DNN, 7. Juni 2017: Fördermillionen des Freistaats für den Radwegbau verpuffen
Leipzig erhält 2017 überhaupt keine Förderung des Landes: Anfrage zur Förderung des Radwegebaus in Leipzig: https://ratsinfo.leipzig.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1007029
Radebeul wurde falsch über Förderbedingungen unterrichtet: SZ Radebeul, 13. Juni 2017: Radfahrer fühlen sich unsicher
ADFC moniert fehlenden Radweg bei Planung der B 95 nördlich Annaberg: http://adfc-sachsen.de/index.php/presse/pressemitteilungen/569-adfc-moniert-fehlenden-radweg-an-b-95-noerdlich-annaberg
ADFC unterstützt Bürgerinitiative für Radweg an der S 31: http://adfc-sachsen.de/index.php/presse/pressemitteilungen/577-adfc-unterstuetzt-proteste-fuer-radweg-an-s-31
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Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) unterstützt den Protest für einen Radweg an der Staatsstraße 31 bei Mügeln. Der neu gebauten Streckenabschnitt der S 31 zwischen dem Anschluss der A 14 Leisnig/Mügeln und der Ortslage Naundorf zeichnet sich aus durch hohe Geschwindigkeiten des motorisierten Verkehrs. "Wenn an so einer Strecke kein Radweg existiert, fühlt es sich unter solchen Umständen natürlich nicht sicher an" sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. "Deshalb legt aktuell kaum jemand seine Wege mit dem Rad über diesen Abschnitt zurück." Das wiederum zieht das Landesamt für Straßenbau und Verkehr als Argument heran, dass an der S 31 kein Radweg nötig ist.
Schon über Jahre fordern Anwohner die Nachrüstung der Strecke zwischen Mügeln und Leisnig mit einem Radweg. "Gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Radweg S 31 können wir den Minister vielleicht aufwecken, damit er endlich beim Radwegebau an Staatsstraßen auf die Tube drückt." hofft Krause.
Der fehlende Radweg an der S 31 ist kein Einzelfall. Im ganzen Freistaat kommt der Radwegeausbau an Staatsstraßen nur sehr zögerlich voran. In vielen Orten haben sich inzwischen Bürgerinitiativen gegründet, in den letzten 5 Jahren hat der ADFC in Sachsen sechs neue Ortsgruppen gründen können. Das führt Krause auch auf die Trägheit im Sächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr zurück, welches für den Radwegebau zuständig ist.
In Sachsen verfügen nur 519 Kilometer bzw. 11% der Staatsstraßen über einen Radweg, bundesweit beträgt dieser Wert 25%. Im letzten Jahr kamen im ganzen Freistaat lediglich acht Kilometer neue Radwege an Staatsstraßen hinzu, an Bundesstraßen wurden Radwege von einer Gesamtlänge von vier Kilometern eröffnet. "In diesem Tempo werden wir den bundesdeutschen Schnitt nie erreichen" ist sich Krause sicher. "Im Verkehrsministerium fehlt bislang noch das Problembewusstsein und vor allem ausreichend Planer für den Radwegebau.", so der ADFC-Geschäftsführer. Um im Jahr 2025 den bundesweiten Durchschnitt bei Radwegen zu erreichen, müsste der Freistaat bis dahin ca. 950 km Radwege neu bauen und ab 2018 jedes Jahr 36 km Radwege an Bundesstraßen und 83 Kilometer an Staatsstraßen bauen. "Um in acht Jahren den bundesweiten Ausstattungsgrad von heute zu erreichen müsste der Freistaat seine Anstrengungen beim Radwegebau verzehnfachen." hat der ADFC-Geschäftsführer nachgerechnet. "Angesichts dieser riesigen Herausforderung und der Defizite bei der Radwegeplanung in Sachsen wirkt mir der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig etwas zu selbstzufrieden." so der ADFC-Geschäftsführer abschließend.
Die Demonstration für einen Radweg an der S 31 wird Konrad Krause mit dem Rad begleiten und steht für Anfragen vor Ort zur Verfügung.
Anlage: Längenstatistik der Radwege an Bundes- und Staatsstraßen in Sachsen im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt
Staatsstraßen | Bundesstraßen | |
Netzlänge Straßen in Sachsen | 4753 km | 2420 km |
Radwege in Sachsen | 519 km | 679 km |
Anteil Radwege im sächsischen Durschnitt | 11% | 28% |
Anteil Radwege im Bundesdurchschnitt | 25% | 41% |
Fehlende km Radweg zum aktuellen Bundesdurchschnitt | 669 km | 289 km |
Jährlicher Baubedarf mit dem Planziel 2025 | 83,65 km | 36,12 km |
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Viele Eltern stellen sich die Frage, ob sie ihre Kinder alleine mit dem Fahrrad zur Grundschule fahren lassen sollen. Sie sind verunsichert: Sei es, weil andere Eltern ihren Nachwuchs mit dem Auto bringen, weil der Schulweg nicht sicher ist oder weil die Schulleitung es nicht gern sieht, wenn Schüler mit Rad zur Schule kommen. Der ADFC empfiehlt Eltern, mit ihren Kindern schon früh den Weg mit dem Rad zur Schule zu üben.
Radfahrverbote gelten nicht
Manchmal kommt es vor, dass die Schulleitung Kindern verbietet, mit dem Rad zur Schule zu fahren, weil sie noch keine Radfahrausbildung absolviert haben. Diese endet meistens mit einer Prüfung. Den Wert der Radfahrausbildung sollte man allerdings nicht überschätzen: „Eine erfolgreich absolvierte Prüfung allein ist kein Garant für einen sicheren Schulweg. Was Kinder wirklich brauchen ist Erfahrung im Straßenverkehr und ein Mindestmaß an Routine auf dem Rad.“ ist Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen überzeugt.
Rein rechtlich ist die Situation eindeutig: „Schulen dürfen keine Radfahrverbote aussprechen. Die Radfahrprüfung ist keine vorgeschriebene Erlaubnis zum Fahren eines Fahrrads“, sagt ADFC-Rechtsreferent Roland Huhn. Ebenso wenig darf die Schule Kindern vorschreiben, einen Helm zu tragen. „Viele Eltern achten ohnehin darauf, dass ihr Kind einen Helm trägt. Der Helm muss aber auch richtig eingestellt und aufgesetzt werden“, so Huhn. Auch fehlende Fahrradständer auf dem Schulhof oder ein angeblich nicht vorhandener Versicherungsschutz sind vorgeschobene Argumente, mit denen Eltern immer wieder verunsichert werden, ihre Kinder mit dem Rad zur Schule fahren zu lassen.
Doch Kinder sind auf ihrem Schulweg in der gesetzlichen Unfallversicherung versichert, unabhängig von Alter und benutztem Verkehrsmittel. Gleichwohl bleiben Eltern auch auf dem Schulweg für ihr Kind verantwortlich und müssen dafür sorgen, dass es sein Rad beherrscht und die Verkehrsregeln beachtet. Gibt es an einer Schule tatsächlich ein „Radfahrverbot“, sollten Eltern und Schule versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden. Nicht immer sind die Warnungen der Schulen freilich völlig gegenstandslos: „Es gibt natürlich auch Schulen, in deren Umfeld die Verkehrsinfrastruktur so unsicher ist, dass sich Schulleitungen und Eltern zurecht ernste Gedanken um die Sicherheit der Schüler machen“, sagt Krause.
Elterntaxi ist auch keine Lösung
Wie gefährlich der Schulweg tatsächlich ist, lässt sich natürlich nur vor Ort erkunden. Starken Autoverkehr vor Schulen verursachen Eltern oft selbst, wenn sie ihr Kind mit dem Auto bringen. Sicherheitsbedürfnis, Zeitdruck am Morgen oder auch Bequemlichkeit lassen sie zum Autoschlüssel greifen. Nur selten ist die Länge des Wegs der Grund. Meistens ist der Schulweg für Grundschulkinder so kurz, dass sie diesen leicht zu Fuß oder mit dem Rad bewältigen können. Eltern können also zur Sicherheit vor Schulen selbst beitragen, wenn sie dort nicht Auto fahren.
Zudem können sie sich dafür einsetzen, dass die Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger auf den Schulwegen verbessert wird: Tempo 30-Zonen, Fußgängerampeln und Querungshilfen ermöglichen es nicht nur Kindern, sich im Straßenverkehr sicherer zu bewegen. „Das Elterntaxi ist auf jeden Fall keine Lösung, denn Kinder verunglücken nicht nur auf dem Schulweg. Die meisten schweren Unfälle erleiden Kinder, wenn sie im Auto transportiert werden“, sagt Krause. Es müsse deshalb darum gehen, Kinder für den Straßenverkehr fit zu machen und nicht darum, sie davon fernzuhalten.
Sicheres Radfahren im Straßenverkehr setzt viele Fähigkeiten voraus: Kinder müssen ihr Gleichgewicht halten, das Fahrrad abbremsen und den Bremsweg einschätzen können oder die Spur halten, wenn sie sich umschauen und die Hand zum Abbiegen ausstrecken. Sie müssen sich im Straßenverkehr orientieren können, Verkehrssituationen verstehen und vorausschauend denken. Mit dem Rad sind sie schneller unterwegs als zu Fuß, entsprechend schneller können sich Verkehrssituationen ändern. Wie weit ein Kind dazu schon in der Lage ist, können Eltern bei ihrem Nachwuchs am besten selbst einschätzen.
Schwedische Studien aus den 1970er Jahren haben gezeigt, dass die Radfahrleistungen auch mit dem Alter zusammenhängen und bei Sieben- bis Achtjährigen sprunghaft ansteigen. Aufgrund dieser Studien dürfen Kinder unter acht Jahren in Deutschland nur auf dem Gehweg – soweit vorhanden – Rad fahren, und bis zum zehnten Lebensjahr ist es ihnen weiterhin erlaubt. „Der Gesetzgeber sieht also durchaus vor, dass Kinder ab diesem Alter am Straßenverkehr teilnehmen; sie sollen nur möglichst noch nicht auf der Fahrbahn fahren“, sagt Rechtsexperte Roland Huhn.
Früh übt sich
Gleichzeitig zeigt die Praxis, dass Grundschulkinder der ersten und zweiten Klasse vom konsequenten Radfahrtraining besonders profitieren und im Schonraum schnell lernen, ihr Fahrrad sicher zu beherrschen. Ein Kind, das sein Fahrrad beherrscht, kann sich besser auf den Straßenverkehr konzentrieren. Daher empfiehlt der ADFC, dass Eltern mit ihren Kindern das Radfahren üben. Je eher sie damit anfangen, desto besser gelingt es, die Radfahrkompetenz der Kinder auszubilden.
Kindern im Grundschulalter fällt es jedoch schwer, eine Situation aus dem Schonraum direkt auf den realen Straßenverkehr zu übertragen. Deshalb sollten Eltern mit ihren Kindern auch die Alltagswege üben, die zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegt werden – egal ob zur Schule, zum Sportverein oder zu Freunden. Konkreter Weg, konkrete Situationen: Wo liegen potenzielle Gefahren, wo lässt sich am besten die Straße queren, wie verhalten sie sich am Zebrastreifen richtig? Das können Eltern ihren Kindern zeigen.
„Das Bewusstsein für Verkehrsabläufe und Gefahren muss bei Kindern geschärft werden“, sagt Krause. Eltern sollten deshalb mit ihren Kindern die Wege trainieren und sie darauf aufmerksam machen, wo sie mit Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer rechnen müssen. Beispielsweise können sie ihnen zeigen, wo Autofahrer geradeaus fahrenden Radfahrern beim Rechtsabbiegen die Vorfahrt nehmen können – selbst dann, wenn die Ampel für Radfahrer grün zeigt.
Meistert das Kind den eingeübten Schulweg auch, wenn die Eltern Abstand halten und es nur beobachten, sollte es auch allein fahren dürfen, wenn es das möchte und wenn das „Bauchgefühl“ der Eltern damit einverstanden ist. Den Nachwuchs gelegentlich mal wieder zu begleiten, kann sicher nicht schaden. Entscheidend ist immer die Situation vor Ort: Welche potenziellen Gefahren birgt der Schulweg? Kommt das Kind mit den Verkehrssituationen zurecht?
Sicher ist: Aus kleinen Kindern werden große, und spätestens dann müssen Eltern sie allein gehen und fahren lassen. Besser, wenn der Nachwuchs schon vorher gelernt hat, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden und mit Gefahrensituationen umzugehen.
Weitere Informationen:
– Tipps zum Thema Fahrrad und Kinder: https://www.adfc.de/3531_1?id=3531&languageid=1
– Mit dem Rad zur Schule: https://www.adfc.de/verkehr–recht/familie–kinder/mit-dem-rad-zur-schule/mit-dem-rad-zur-schule
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