Nach der Bundestagswahl diskutiert die sächsische CDU über eine Neuausrichtung ihrer Politik. Dies hat der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) zum Anlass genommen, auf Fehlentwicklungen bei der Fuß- und Radverkehrspolitik in Sachsen aufmerksam machen. Mit einem Schreiben hat sich Olaf Matthies, der Vorsitzende des Radfahrerverbands an den Landesvorstand der CDU gewandt.
"Abseits der größeren Städte hören wir immer wieder davon, dass sich die Menschen in ihren unmittelbaren, alltäglichen Anliegen vor Ort abgehängt fühlen. Ich sehe da durchaus auch einen Zusammenhang zum Radverkehr. Denn der Radwegebau in Sachsen stagniert seit Jahren. Für die Menschen vor Ort ist es zunehmend ein Problem, wenn der Bäcker in der Nähe, die Grundschule im Nachbarort oder die nahe gelegene Arbeitsstelle nicht einfach und sicher mit dem Rad erreichbar sind." sagt ADFC-Vorstand Matthies.
Wurden in der Ära Biedenkopf jährlich noch ca. 50 km Radwege an Staats- und Bundesstraßen fertig gestellt, so sank dieser Wert 2016 auf ganze 14 km. Diese Stagnation bemerken die Menschen, die sich teils seit mehr als einem Jahrzehnt in Bürgerinitiativen und Elternvereinen für eine Radverbindung zum Nachbarort oder zur Grundschule ihrer Kinder einsetzen.
"Aus dem Ergebnis der Bundestagswahl spricht ja auch der Vorwurf, dass 'die große Politik' die Bedürfnisse der normalen Menschen vor Ort übersieht. Statt abgehobener Visionen zum autonomen Fahren oder einem Milliarden teuren Tunnel durch das Erzgebirge fänden viele sicher naheliegender, wenn sich der Freistaat Sachsen mit mehr Geld und Personal um sein marodes und lückenhaftes Radwegenetz kümmern würde." so der ADFC-Vorsitzende.
"Der ADFC fordert den Vorstand der CDU Sachsen auf, sich der Förderung des Fahrrads anzunehmen. Damit das gelingen kann ist in erster Linie mehr Personal und mehr Know-how erforderlich. Nahezu alles, was wir der CDU vorschlagen, steht bereits im Koalitionsvertrag von CDU und SPD von 2014. Wir sind optimistisch, dass ein neuer Ministerpräsident den nötigen Impuls gibt, um die Wünsche der sächsischen Kommunen und Bürger nach sicherem und bequemem Rad- und Fußverkehr zu verwirklichen. Ein Ziel der neuen Regierung sollte sein, dass unsere Kinder zukünftig ohne Bedenken mit dem Rad zur Schule fahren können." so der ADFC-Vorsitzende abschließend.
Bis 2025 fordert der ADFC Sachsen einen Zubau von 960 km Radwegen an den Bundes- und Staatsstraßen im Freistaat. Damit hätte Sachsen an 25% der Land- und 41% der Bundesstraßen Radwege. Das entspricht dem aktuellen bundesweiten Durchschnittswert bei der Ausstattung mit Radwegen.
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