Mangelhaftes Sicherheitsgefühl ist das größte Hemmnis, dass in Deutschland mehr Menschen für ihre Wege im Alltag das Fahrrad nutzen. Das hat der am 20. September vorgestellte Fahrrad-Monitor des ADFC ergeben. Demnach fühlen sich 47 Prozent der Befragten mit dem Fahrrad im Straßenverkehr "eher nicht" oder "überhaupt nicht" sicher. Nur 4 Prozent geben an, sich sehr sicher zu fühlen. Für Unsicherheit sorgen vor allem zu viel Verkehr (71 Prozent), zu wenig separate Radwege (70 Prozent) und rücksichtslose Autofahrer (65 Prozent).
"Die schlechte Bewertung des Sicherheitsgefühls halte ich für ein Alarmsignal" sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. "Die Angst vor drängelnden Autos, die Mischung von Rad- und Fußverkehr sowie unklare Situationen wegen mangelhafter Radwegführungen drängen sich vielen Menschen auf dem Rad immer wieder unangenehm in den Vordergrund. Das ist ein unguter Cocktail, der Menschen eher vom Radfahren abschreckt als es ihnen schmackhaft zu machen."
63 Prozent der Befragten finden, die Verkehrspolitik sollte sich stärker beim Radwegebau engagieren, 55 Prozent halten mehr sichere Abstellmöglichkeiten für wichitg, ebenso viele wünschen sich eine bessere Trennung von Rad- und Fußgängerverkehr. Nur 3 Prozent der Befragten empfinden die Sächsische Staatsregierung als "sehr fahrradfreundlich". Damit erreicht sie unter den Bundesländern Platz 11.
"Die Menschen wollen auch im Alltag mehr Wege mit dem Rad zurücklegen, doch dafür fehlt oft sichere Infrastruktur. An vielen Stellen kommen Radwegeprojekte seit Jahren nicht voran, in Einzelfällen warten die Betroffenen seit 15 Jahren auf ihren Radweg." sagt Krause.
"Wenn der Freistaat beim Radwegebau vorankommen will, braucht es auf Landesebene mehr Fachplaner. Sachsen scheint das einzige Bundesland zu sein, was die Herausforderung des Radverkehrs völlig ohne eigenes Personal bewerkstelligen will. In zahlreichen Bundesländern gibt es längst eigene Referate für Nahmobilität und Radverkehr. Entsprechende Strukturen sind auch im Freistaat dringend erforderlich." so der sächsische ADFC-Geschäftsführer.
Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer des ADFC: „Die Diesel-Krise hat es noch einmal schmerzlich deutlich gemacht: Unsere Verkehrsprobleme sind so immens, damit kann der Bund die Städte und Gemeinden nicht allein lassen. Die nächste Bundesregierung hat den Auftrag, Deutschlands Verkehrssystem ins 21. Jahrhundert zu katapultieren. Und das bedeutet: Mehr Rad, mehr Fuß, mehr ÖPNV – und deutlich weniger Auto, egal mit welchem Antrieb.“
Der Fahrrad-Monitor ist eine repräsentative Online-Befragung, die vom Marktforschungsinstitut sinus im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums im Juni 2017 durchgeführt wurde. Befragt wurden 3.156 Deutsche zwischen 14 und 69 Jahren.
Weitere Informationen:
Den kompletten Fahrrad-Monitor 2017 und die Pressemitteilung des ADFC-Bundesverbands finden Sie hier: https://www.adfc.de/presse/pressemitteilungen/fahrrad-monitor-2017-87-prozent-finden-bundesregierung-nicht-fahrradfreundlich