ADFC: MP Kretschmer verkennt touristische Bedeutung der Lausitz
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) kritisiert die ausgesetzte Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden-Görlitz. Denn Fernverkehr auf dieser Strecke ist eine wichtige Voraussetzung für den weiteren Ausbau des Radtourismus in der Oberlausitz. Eigentlich ist die Elektrifizierung der Strecke seit Jahren geplant und vor der Landtagswahl 2019 versprochen worden. Nun erteilte Ministerpräsident Kretschmer den Plänen eine Absage: Die Strecke wird zukünftig auch weiterhin nur mit Dieselloks befahren werden. Aus Sicht des ADFC ist dies ein schwerer Dämpfer für den Tourismus in der Lausitz.
„Dass Michael Kretschmer als Kenner der Lausitz den Tourismus so hängen lässt, wundert mich sehr. Insbesondere Radtouristen sind auf zuverlässige und schnelle Züge mit ausreichenden Transportkapazität angewiesen. Und Fernverkehr in die Lausitz wird es nur auf einer elektrifizierten Strecke geben“ ist Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen überzeugt.
Bereits jetzt verfügt die Lausitz über wichtige touristische Routen wie die Seenland-Route, den Oder-Neiße-Radweg und den Spree-Radweg. „Die Corona-Pandemie hat dem Radtourismus nochmal einen kräftigen Schub gegeben. Radreisende sind bereit, viel Geld für Verpflegung, Gastronomie und Unterkunft in die Region zu bringen. Die Lausitz hat enormes radtouristisches Potential. Das müssen wir endlich nutzen! Und dazu gehört eben auch, den Touristen aus der gesamten Republik sowie Polen und Tschechien komfortabel mit der Bahn anreisen können“, ist Krause überzeugt.
Hintergrund
Bereits jetzt beginnt jede dritte Radreise mit einer Zugfahrt. Dies geht aus der jährlichen Radreise-Analyse der ADFC hervor. Aus Sicht des ADFC wäre das Potential noch wesentlich größer, wenn die Geschwindigkeiten und Mitnahmekapazitäten in den Zügen stärker auf Radtouristen eingestellt wären. Im Gegensatz zur Anreise mit dem eigenen Auto bietet eine Zuganfahrt auch die Möglichkeit, dass sich Start- und Zielort unterscheiden können. Dies trifft auf die meisten Radreisen zu, erlaubt mehr Kombintationsmöglichkeiten und führt dazu, dass die Menschen zum Urlaub öfter in de Region zurück kommen.
Seit vielen Jahren boomt der Radtourismus in Deutschland. Doch an der Oberlausitz geht dieser Boom bislang in weiten Teilen vorbei. Obowhl die Region mit restaurierten Stadtkernen, interessanten Sehenswürdigkeiten und einer abwechslungsreichen Landschaft eigentlich eine Menge für den Urlaub auf dem Rad bietet, ist hier bisher radtouristisch wenig los. Das liegt nicht nur an Lücken im Radwegenetz, sondern ist aus Sicht des ADFC ganz wesentlich auf die schlechte Bahnanbindung von Ostsachsen zurückzuführen.
Weiterführende Informationen:
- Abschlussbericht Kohlekommission: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/A/abschlussbericht-kommission-wachstum-strukturwandel-und-beschaeftigung.pdf?__blob=publicationFile&v=4
- Radreise-Analyse des ADFC: https://www.adfc.de/fileadmin/user_upload/ADFC-_Radreiseanalyse_2021_-_Praesentation.pdf