Nach der Eröffnung einer Asylbewerberunterkunft im Ort fuhren zahlreiche Radfahrer entgegen der vorgesehenen Richtung der Einbahnstraßen, weil dies der direkte Weg zwischen dem Ort und der Unterkunft ist. Ende Dezember hatte Hainichens Oberbürgermeister Dieter Greysinger deshalb Hinweisschilder in arabisch und anderen Sprachen an den Einbahnstraßen angebracht, die verdeutlichen sollten, dass die Regelung auch für Radfahrer gilt. Nun hat das Landratsamt interveniert, die Entfernung der Schilder angeordnet.
Dazu sagt der Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Sachsen, Konrad Krause:
"Für viele Asylsuchende ist das Fahrrad eine echte Erleichterung im Alltag. Aber auch schon vorher hat das Fahrrad einen regelrechten Boom erlebt in Sachsen. Wir sollten deshalb nicht immer noch mehr Schilder auftstellen, sondern schauen wo wir Radfahrern das Leben erleichtern können. Viele unnütze Behinderungen wie die für Radfahrer nicht freigegebenen Einbahnstraßen könnten ohne großen Aufwand verschwinden."
"Dass die Bewohner der Asylunterkunft in Hainichen die Einbahnstraße mit dem Rad in die falsche Richtung befahren haben, deuet ja auch auf einen Bedarf. Auch der Bürgermeister hat bestätigt, dass sowohl Einheimische als auch Asylbewerber gegen die Einbahnstraße fahren, weil sie sonst unnötige Umwege fahren müssten."
"Seit 15 Jahren erlaubt die StVO, Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung zu öffnen. So eine Öffnung sollte der Oberbrügermeister mal wirklich ernsthaft prüfen. Die Regelung wurde damals vom ADFC maßgeblich mit in die StVO eingebracht, hat sich nach intensiven wissenschaftlichen Untersuchungen sogar als sicherer erwiesen als normale Einbahnstraßen. Nun müssen das die Gemeinden vor Ort nur noch umsetzen."
"Vielerorts haben wir noch Altlasten von Einbahnstraßen, die nicht für den Radverkehr freigegeben sind, obwohl das problemlos möglich wäre. Ganz so scheint das mir hier in Hainichen zu sein" sagt Krause.
Der ADFC fordert deshalb Dieter Greysinger auf, die Einbahnstraßen im Stadtgebiet von Hainichen für Radfahrer zu öffnen. "Er hat ja bereits selbst bestätigt, dass Hainichen ein 'sehr gewöhnungsbedürftiges Einbahnstraßensystem' hat. Insofern sind wir guter Dinge, dass Bahnhofs- und Brückenstraße schnell für den Radverkehr freigegeben werden. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich."
Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen zur Freigabe von Einbahnstraßen: http://www.bast.de/DE/Publikationen/Berichte/unterreihe-v/2003-2001/v83.html
Beispiel, wie es gehen kann: Pressemitteilung der Stadt Bautzen: http://www.bautzen.de/aktuelles.asp?dtlpresse=T&lid=2944&iid=21&mid=56&uid=0&jahr=2015&apxmnuakt=1