Freistaat hängt beim Radwegebau an Staatsstraßen in ganz Sachsen hinterher
Zum Radweg-Bahnübergang bei Gelenau, der nun schon seit zehn Jahren ohne Radwege in der Landschaft steht, schaltet sich auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) ein.
„Die Radweg-Posse in Gelenau steht stellvertretend für das Tempo, mit dem der Ausbau des Radwegenetzes in Sachsen vorangeht.“ sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. Schon seit einigen Jahren verfolgt der ADFC den Planungsprozess an der Staatsstraße 95. Die Stelle am Bahnübergang in Gelenau ist bei Anwohnern bekannt für schwere Unfälle. Erst im März dieses Jahres war hier ein Auto bei Tempo 200 schwer verunglückt.
„Besonders ärgerlich ist der fehlende Radweg vor allem für die Leute vor Ort. Pendler, Schulkinder und Rentner müssen sich die gefährliche Staatsstraße mit dem motorisierten Verkehr teilen. Sie riskieren ihr Leben wegen des schleppenden Planungsprozesses. Dass die Planungsprozesse sich so in die Länge ziehen ist schlicht unverantwortlich." ist Krause empört.
„Der Bahnübergang in Gelenau ist außerdem auch ein Mahnmal für die fehlenden Planungskapazitäten beim Radwegebau in Sachsen. Minister Dulig muss bei der Radwegeplanung in Sachsen endlich einen Zahn zulegen." so der ADFC-Geschäftsführer.
Hintergrund
Der Bahnübergang bei Gelenau kam letzte Woche erneut in die Schlagzeilen. Die Schrankenanlage in Gelenau fand 2020 einen Platz in der jedes Jahr erscheinenden Verschwendungsliste des Bunds der Steuerzahler. Bereits 2016 hatte der Steuerzahlerbund das Projekt kritisiert, bis heute ist der Bahnübergang nicht an den Radweg angeschlossen worden. Auch der ADFC ist seit vielen Jahren bemüht, die Bürger vor Ort zu unterstützen und die Fertigstellung des Radwegs an der S 95 zu beschleunigen.
An der Staatsstraße zwischen Pulsnitz und Kamenz sieht die Radverkehrskonzeption des Freistaates mit der höchsten Pritorität den Bau eines Radwegs vor. Zwischen Gersdorf und Pulsnitz wurde der straßenbegleitende Radweg bereits fertiggestellt. Für Radfahrende ist der Abschnitt zwischen Gersdorf und Kamenz zurzeit jedoch sehr gefährlich, da sie gezwungen sind hier auf der stark befahrenen Staatsstraße zu fahren. Eine Verkehrszählung aus dem Jahr 2015 ergab, dass in diesem Abschnitt der S 95 eine hohe vierstellige Anzahl an Kraftfahrzeugen unterwegs ist. Auf der S 95 beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit fast durchgängig 100 km/h. In vielen Fällen überholen Kfz die Radfahrenden viel zu knapp, sodass diese enorm gefährdet sind.
Den Radweg zwischen Gelenau und Kamenz fordern auch Anwohner und eine Bürgerinitiative schon seit Jahren. Das Projekt steht exemplarisch für die zähen Planungsprozesse beim Radwegebau an sächsischen Staatsstraßen. Während im Bundesdurchschnitt 26% der Landstraßen über einen Radweg verfügen, sind es in Sachsen lediglich 11%.
Auch das Radverkehrskonzept des Freistaats stellt fest: Beim Radwegebau an Staatsstraßen besteht Nachholbedarf. Sachsen hat sich deshalb in seiner Radverkehrskonzeption das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2025 noch rund 500 Kilometer Radwege an Staats- und Bundesstraßen zu bauen, also 100 Kilometer pro Jahr. Bisher ist noch zu wenig passiert: 2018 kamen an Staatsstraßen lediglich 5 neue Kilometer Radwege hinzu, im Jahr davor 8 Kilometer. Auch stehen für den Radwegebau an sächsischen Staatsstraßen bislang lediglich 4 Millionen Euro pro Jahr bereit. Das reicht in etwa für den Neubau von rund 13 Kilometern Radweg pro Jahr.
Link zum neuen Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler: https://documentcloud.adobe.com/link/review?uri=urn:aaid:scds:US:5f044b6e-a280-4935-bb63-94b8e491e88a#pageNum=1
Link zur Radverkehrskonzeption des Freistaates: https://www.radverkehr.sachsen.de/5700.html