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Fahrradclub will Null Verkehrstote als Kernziel der Verkehrspolitik

Am vergangenen Samstag hat die Landesversammlung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Sachsen Eckpunkte zur sächsischen Verkehrspolitik beschlossen. Das verabschiedete Positionspapier mit dem Titel Fahrradland 2030 richtet sich an Vertreter der Kommunal- und Landespolitik und stellt Kernforderungen für die kommenden zehn Jahre auf. Hauptanliegen des Papiers ist die Vision Zero. Dieses Planungsprinzip richtet sich an dem Ziel aus, alle Verkehrswege so zu gestalten, dass im Straßenverkehr keine Menschen mehr zu Tode kommen.

„Es freut mich, dass die Landesversammlung des ADFC sich verstärkt dem Thema Verkehrssicherheit widmet. Die Unfallzahlen des letzten Jahres zeigen, dass dies notwendig ist“ sagt Olaf Matthies, Vorsitzender des ADFC Sachsen. Zwischen Januar und November 2018 kamen auf Sachsens Straßen 31 Radfahrende ums Leben, eine Steigerung um 34 % zum Vorjahreszeitraum. „Sicherheit muss im Zentrum der Verkehrsplanung stehen. Auf allen Ebenen Im Freistaat müssen wir für dieses Thema deutlich mehr tun, damit alle sicher und ohne Angst mobil sein können.“, so Matthies.

Im Entwurf des sächsischen Landesverkehrsplans sei Verkehrssicherheit zwar als eines der Ziels benannt. Eine konkrete Strategie zu null Verkehrstoten fehle aber. Matthies hält das für einen wesentlichen Grund, dass das im nationalen Verkehrssicherheitsprogramm 2011 formulierte Ziel, die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer bis 2020 um 40 % zu senken, vom Freistaat deutlich verfehlt worden ist.

Niklas Schietzold, ebenfalls Mitglied im Vorstand des ADFC Sachsen, ergänzt: „Unsere Straßen können nur sicherer werden, wenn in Sachsen endlich mehr Investitionen für den Radverkehr getätigt werden. Der Freistaat hat noch deutliche Defizite beim Radwegenetz an Bundes- und Staatsstraßen. Diese müssen endlich aufgeholt werden.“ Der ADFC fordert daher, dass bis zum Jahr 2030 die Hälfte aller Staats- und Bundesstraßen in Sachsen mit einem Radweg ausgestattet werden.

Um das Ziel eines sicheren und lückenlosen Radverkehrsnetzes zu erreichen, hält der Fahrradclub eine Steigerung der Investitionen in den Radverkehr auf 35 Euro pro Person und Jahr für erforderlich.

Des Weiteren hat der ADFC ein Augenmerk auf Bahnverkehr und Tourismus gelegt: So wurde das Ziel formuliert, dass bis zum Jahr 2030 an den 25 wichtigsten sächsischen Bahnhöfen Fahrradstationen errichtet werden. Dadurch verbessern sich die Kombinationsmöglichkeiten von Bahn und Rad, was wiederum die Erreichbarkeit und Attraktivität der Bahn erhöht. Außerdem drängt der ADFC darauf, dass touristische Radrouten abseits des Elberadweges in Sachsen gestärkt werden.

Hintergrund:

Jährlich kommen deutschlandweit über 3000 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Auf Sachsens Straßen wurden im vergangen Jahr rund 200 Menschen getötet, über 30 von ihnen waren mit dem Rad unterwegs. Vision Zero bezeichnet das Ziel, die Getöteten im Radverkehr auf Null zu senken. Die schwedische Regierung verfolgt dieses Ziel offiziell seit den neunziger Jahren und gestaltet seitdem die Verkehrsinfrastruktur maßgeblich im Sinne der Sicherheit um. Eine derartige Zielsetzung existiert in Sachsen bisher nicht.

Ermöglicht werden soll die Vision Zero und der Ausbau des Radwegenetzes durch ambitionierte Investitionen in den Radverkehr. 25 Euro pro Jahr und Einwohner auf kommunaler Ebene und 10 Euro pro Jahr und Einwohner auf Landesebene hält der ADFC Sachsen für angebracht, um diese Ziele zu verwirklichen.

Der Weg zu einem dichten Radwegenetz ist aktuell noch weit: Lediglich 28 % der Bundesstraßen in Sachsen verfügen bisher über einen Radweg. Bundesweit liegt dieser Wert bei über 40 %. An Staatsstraßen in Sachsen beträgt der Ausstattungsgrad sogar nur 11 %. Der ADFC Sachsen fordert, dass bis zum Jahr 2030 von allen Bundes- und Staatsstraßen 50 % über einen Radweg verfügen. Damit würde der Freistaat zum Bundesdurchschnitt aufschließen.

Außerdem beschäftigt sich das Positionspapier mit den Kombinationsmöglichkeiten von Bahn- und Radverkehr. Mehr als die Hälfte aller Sachsen arbeiten nicht in der Gemeinde, in der sie wohnen. Zur Überquerung der Gemeindegrenzen bietet sich oftmals die Kombination von Rad und Bahn an. Dies erfordert Bahnhöfe mit diebstahlsicheren und witterungsfesten Abstellanlagen. Zurzeit fehlen an knapp der Hälfte aller sächsischen Bahnhöfe fehlen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.

Der ADFC Sachsen will sich außerdem dafür einsetzen, dass die touristischen Potentiale im Freistaat besser genutzt werden. Insbesondere abseits des Elberadweges gibt es noch erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten, wie beispielsweise am Mulderadweg, am Spreeradweg oder am Oder-Neiße-Radweg. Doch auch der Elberadweg verlor an Prestige: Die vom ADFC-Bundesverband auf basis einer repräsentativen Befragung herausgebrachte Radreiseanalyse zeigt, dass der Weserradweg den Elberadweg als beliebtesten Radwanderweg in Deutschland überholt hat.

Positionspapier des ADFC „Fahrradland 2030“: https://sn.adfc-clouds.de/index.php/s/Q8ybB7933R43C5B

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