In den letzten Jahren erlebte das Fahrrad einen regelrechten Boom. Immer mehr Menschen legen ihre alltäglichen Wege auf zwei Rädern zurück und nutzen das Fahrrad zur Erholung in der Freizeit. Auch in der Politik ist dieser Trend angekommen: Das Fahrrad ist inzwischen fester Bestandteil fast jeder Sonntagsrede. Und darüber hinaus?
An der aktuellen sächsischen Verkehrspolitik kommt von Radfahrern viel Kritik. Nur ein geringer Teil der sächsischen Bundes- und Staatsstraßen verfügt über Radwege. Olaf Matthies, Vorsitzender des ADFC Sachsen, kritisiert die Prioritätensetzung im Freistaat: "Statt einer engagierten Förderpolitik für sicheren und komfortablen Radverkehr erhalten die Kommunen und Landkreise oft falsche Anreize. Und bei der Finanzierung des Verkehrs fristet der Radverkehr nach wie vor ein Schattendasein - obwohl seit Jahren der Anteil des Radverkehrs extrem zugenommen hat." Viele kommunale Verwaltungen seien mit dem Thema überfordert, brauchen kompetente Unterstützung und müssten besser miteinander vernetzt sein. Das sei Sache des Landes, welches die Verantwortung dafür aber an die ohnehin klammen Kommunen abwälzt.
Auch andere Bereiche des Radverkehrs werden von Seiten der Landespolitik noch stiefmütterlich behandelt: Das große radtouristische Potential Sachsens könnte besser genutzt werden. Ebenso sorgt die oft mangelhafte Verknüpfung von Bahn und Rad bei Radfahrern in Sachsen regelmäßig für Frust.
Am 7. Juli veranstaltet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Sachsen (ADFC) deshalb gemeinsam mit dem Verkehrsclub Deutschland im Dresdner Hauptbahnhof ein verkehrspolitisches Wahlforum zur Landtagswahl. Unter dem Titel "Bewegtes Sachsen - Autoland? Bahnland? Fahrradland?"sollen Antworten auf Fragestellungen rund um die sächsische Verkehrspolitik der nächsten fünf Jahre gefunden werden. Zu Gast werden die verkehrspolitischen Sprecher der Fraktionen im Sächsischen Landtag sein, die Moderation übernimmt der Journalist Michael Bartsch.
Matthies ist davon überzeugt, dass die Potentiale des Radverkehrs in Sachsen noch längst nicht ausgeschöpft sind.
"Immer mehr Menschen in Sachsen fahren Rad. Für den Weg zur Arbeit, zur Schule und in der Freizeit wird das einfache und schnelle Fortbewegungsmittel immer wichtiger. Wir freuen uns, dass der Freistaat die Radverkehrskonzeption aus dem Jahr 2005 aktualisiert und fortschreibt." so Olaf Matthies, Vorsitzender des ADFC Sachsen. "Wir vermissen jedoch ambitionierte Ziele. Ohne diese besteht die große Gefahr, dass wir in Sachsen dem Trend zu mehr Radverkehr weiter hinterlaufen."
"Die Menschen in Sachsen möchten wissen, wann sie an den neugebauten Staatsstraßen endlich sichere Wege bekommen und wann es landesweit einheitliche Regeln zur Fahrradmitnahme in Bus und Bahn geben wird. Auch konkrete Schritte bei der Verbesserung der Sicherheit von Rad fahrenden Kindern und Senioren lassen leider auf sich warten. Die vom Freistaat vorgelegte Konzeption ist uns da zu unspezifisch."
Hintergrund
Am 31. August 2014 wählen die Sachsen sich einen neuen Landtag. Wenn das vielleicht auch nicht immer so scheinen mag, ist die Landespolitik bei den verschiedensten Fragestellungen zum Radverkehr entscheidend beteiligt: Wie viel Geld investiert der Freistaat in sein landesweites Radverkehrsnetz? Wie soll die Verknüpfung von Rad und Bahn organisiert sein? Welche Regelungen trifft die Bauordnung zur Organisation des Fahrradparkens? Welche Rolle spielt der Radtourismus im Marketing des Freistaats? Mit ihrer Stimme zur Wahl treffen die Sachsen auch eine Entscheidung über diese und viele weitere Fragestellungen der sächsischen Radverkehrspolitik.
Ort+Zeit
Datum: 8. Juli 2014, 18:30 Uhr
Ort: Marché Lounge im Hauptbahnhof Dresden