Schon jetzt hat das Nachbarbundesland fast dreimal so viele Bike&Ride-Anlagen wie Sachsen
Das Land Brandenburg macht Tempo beim Fahrradparken an Bahnhöfen. Bis 2030 will das Nachbarbundesland 21.470 neue diebstahlsichere Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen bauen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) im Auftrag des Brandenburger Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung. Schon jetzt verfügt unser nördlicher Nachbar über deutlich mehr Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen als der Freistaat Sachsen.
Das Siedlungs- und Pendelverhalten ist in Brandenburg und Sachsen recht ähnlich. Eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung wohnt in Klein- und Mittelstädten oder Dörfern. Um zur Arbeit, zur Schule oder zum Ausbildungsbetrieb zu gelangen, müssen viele von ihnen den Wohnort verlassen. Oftmals ist dabei die Kombination aus Bahn und Rad die intelligenteste Verkehrswahl. Das haben auch der VBB und das Brandenburger Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung verstanden. Zwischen 2011 und 2019 konnte Brandenburg die Anzahl der diebstahlsicheren Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen um 57% auf inzwischen rund 28.000 Bike&Ride-Anlagen, von denen 16.300 diebstahlsicher und überdacht sind. In Sachsen beträgt die Gesamtzahl der Abstellanlagen 10.898, davon sind 6815 überdacht und diebstahlsicher. Das heißt: Obwohl es in Brandenburg rund 180 Bahnhöfe weniger als in Sachsen gibt und auch die Einwohner*innenzahl um 1,5 Mio. Menschen niedriger ist als in Sachsen, stehen schon heute deutlich mehr Abstellanlagen zur Verfügung als im Freistaat.
Bike&Ride-Bedarf größer als Parkplätze an Bahnhöfen
Der VBB ermittelte nun den Gesamtbedarf an Bike&Ride-Anlagen in Brandenburg und kam zu dem Ergebnis, dass trotz der Bemühungen in den letzten Jahren noch mehr als 21.000 Fahrradstellplätze an den Bahnhöfen und Haltepunkten fehlen. Diesen will Brandenburg bis 2030 nachrüsten.
Bemerkenswert ist auch, dass die Untersuchung einen deutlich größeren Bedarf für Fahrradparkplätze an Bahnhöfen sieht als für Park&Ride-Anlagen. Im Ergebnisbericht wird außerdem mehrfach darauf hingewiesen, dass selbst aufwendige Fahrradabstellanlagen nur einen Bruchteil der Kosten von Autoparkplätzen verursachen.
Brandenburg |
Sachsen | |
Einwohner*innen | 2,52 Mio. | 4,07 Mio. |
Bahnhöfe | 342 | 521 |
Abstellanlagen gesamt (2019) | 28.000 | 10.898 |
davon diebstahlsicher und überdacht | 16.300 | 6815 |
Zusätzlich geplante Anlagen bis 2030 | 21.470 | ? |
Brandenburg ist schon lange Vorreiterin
Dass sich eine komplexe Studie des Landes Brandenburg dem Thema Fahrradparken an Bahnhöfen widmet, ist gewiss kein Zufall. Auch dass der Ergebnisbericht detaillierte Handlungsempfehlungen für die Kommunen liefert, überrascht nicht. Schon seit Jahren geht Brandenburg das Thema Fahrradparken an Bahnhöfen aktiv an. Zwischen 2011 und 2019 wurden an den 41 wichtigsten Bahnhöfen mehr als 3.300 neue diebstahlsichere und überdachte Fahrradabstellanlagen gebaut. 708 von ihnen sind verschließbar. Zum Vergleich: In Sachsen gibt es insgesamt gerade einmal 87 verschließbare Stellplätze an fünf Bahnhöfen.
Auch Radstationen sind in Brandenburg kein Fremdwort mehr. Bernau, Potsdam und Oranienburg verfügen über große Fahrradparkhäuser für Pendler*innen. Das Fahrradparkhaus in Oranienburg hat mehr als 1000 Stellplätze für Fahrräder.
Freistaat Sachsen hängt hinterher
Eine kürzlich veröffentlichte Studie des ADFC Sachsen zeigt, dass 40% der sächsischen Bahnhöfe über gar keine Abstellanlagen verfügen. Bei weiteren 20% sind sie äußerst mangelhaft. Lediglich 103 der 521 sächsischen Bahnhöfe und Haltepunkte verfügen über gute oder sehr gute Fahrradabstellanlagen. Die Verkehrsverbünde, der Freistaat und die sächsischen Kommunen müssen die Bedürfnisse von Pendler*innen stärker berücksichtigen. Eine gute Möglichkeit bietet die Bike&Ride-Offensive der Deutschen Bahn, die Kommunen finanziell stark unterstützt und Flächen kostenfrei zur Verfügung stellt.