Der Tagesspiegel hat in Berlin über zehn Wochen hinweg bei 100 Radfahrenden den Überholabstand von Autos messen lassen. Über 16.000 Datensätze sind so entstanden. Die Ergebnisse sind schockierend: In 56% aller Fälle wurde der Mindestabstand von 1,50 m nicht eingehalten. Bei 18% aller Überholmanöver betrug der Abstand zwischen Auto und Rad weniger als einen Meter und in über einem Prozent aller Fälle wurden die Radfahrenden mit weniger als 50 Zentimeter Abstand überholt.
Die Angst, durch knappe Überholmanöver in einen Unfall verwickelt zu werden ist für viele Menschen ein Hinderungsgrund, auf das Fahrrad umzusteigen. In der begleitenden Umfrage des Tagesspiegels gaben 90% der Radfahrenden an, zu eng überholende Autos als Hauptgefahr im Straßenverkehr zu sehen.
Auch der ADFC setzt sich für sichere Infrastruktur ein. Neben einem für Radfahrende sicheren Kreuzungsdesign und Maßnahmen gegen den "Toten Winkel" gehört dazu auch eine Infrastruktur, die genug Platz zum Überholen lässt und Radfahrende vor knappen Überholabständen schützt. Oft sind Schutzstreifen so schmal markiert, dass sie Autofahrern suggerieren, mit einem knappen Überholabstand gerade noch vorbei zu passen. Zum Zusammenhang zwischen Rad-Infrastruktur und Überholabstand gibt es bisher nahezu keine wissenschaftliche Forschung. Um sichere Radinfrastruktur planen zu können, die am Ende mehr Menschen zum Umstieg auf das Fahrrad animiert, besteht in diesem Bereich zweifellos großer Nachholbedarf.
Ein weiterer Punkt ist die Einhaltung des Sicherheitsabstandes. Dieser wird von der sächsischen Polizei bisher weder erfasst noch kontrolliert. Der ADFC Sachsen setzt sich dafür ein, dass die Fahrradstaffeln mit entsprechender Technik ausgestattet werden und die Überholabstände zwischen Auto- und Radverkehr im Alltag kontrollieren können.
Weitere Informationen zur Studie sind unter https://interaktiv.tagesspiegel.de/radmesser/kapitel7.html zu finden