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19 Jahre altes Radwegekonzept für die Region um Dresden enthält zahlreiche nicht realisierte Projekte

Vier Jahre ist es her, dass der Freistaat Sachsen die Staatstraße 163 bei Hohnstein sanierte. Dabei verringerten die Planer die nutzbare Fahrbahnbreite von etwa 12 auf sieben Meter. Schnell regte sich Protest vor Ort, denn die Anwohner hatten die bisher überbreite Straße bisher gut mit dem Rad benutzen können. Nach dem Umbau war das nicht mehr möglich. Die Mobilität mit dem Rad ist seitdem erheblich eingeschränkt, das Sicherheitsgefühl nah am Nullpunkt.

Jetzt kommt raus: Schon 2002 sah das Radwegekonzept des Straßenbauamts Dresden den Bau eines Radwegs an der S 163 zwischen Bad Schandau und Heeselicht vor. Was der ADFC von Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig bereits vor vier Jahren forderte, steht in dem 19 Jahre alten Konzept schwarz auf weiß:

„Im Bereich der ehemaligen Rennstrecke zwischen Hocksteinschänke und Stürza weist die S 163 eine überbreite Fahrbahn auf, so dass hier durch Markieren eines Radfahrstreifens mit wenig Aufwand eine Radverkehrsanlage geschaffen werden kann.“

„Das alte Radwegekonzept des Straßenbauamts Dresden zeigt, dass Sachsen bei der Förderung des Radverkehrs schon einmal deutlich weiter war“ sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. „Verkehrsminister Dulig muss sich vorwerfen lassen, dass er gute Konzepte beiseite gewischt und stattdessen eine Planung umgesetzt hat, die ganz klar die Sicherheit von Radfahrenden aufs Spiel setzt.“

Die S 163 bei Hohnstein ist kein Einzelfall: Auch an zahlreichen anderen Straßen, an denen Sachsen in dem Konzept von 2002 einen Radweg errichten wollte, ist bis heute nichts passiert. Betroffen sind neben vielen anderen die S 167 Graupa-Pirna, die S 168 von Pirna nach Königstein, die S 169 druch das Müglitztal nach Altenberg und die B 170 nördlich von Dippoldiswalde.

„Nicht nur wir, sondern auch die Anwohner vor Ort fragen sich langsam, was das sächsische Verkehrsministerium in den letzten 19 Jahren eigentlich mit diesem Konzept gemacht hat.“ bringt der ADFC-Geschäftsführer den wachsenden Unmut der betroffenen Bevölkerung auf den Punkt. 

Ein Blick lohnt sich dabei auf die Schwerpunktsetzung beim Radwegebau: So hatte Holger Wohsmann, seit 2004 Leiter der Meißner Niederlassung des Landesamts für Straßenbau und Verkehr (LASuV), in einer Pressekonferenz im April 2018 erklärt, der Radwegebau stehe in seinem Bereich hintenan, während für Großprojekte wie beispielsweise die S 177 im Osten Dresdens enorme Planungskapazitäten zur Verfügung stehen.

Der ADFC fordert Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig daher erneut auf, nach zahlreichen Ankündigungen und Versprechungen endlich zu handeln: „Martin Dulig muss jetzt endlich seine Arbeit machen und die Planung für den fehlenden Radweg an der S 163 aufnehmen. Bis der Radweg gebaut ist, sehen wir den Verkehrsminister in der Pflicht, auf der ehemaligen Rennpiste sofort Tempo 70 anzuordnen, um die Gefährdung wenigstens etwas zu mildern.“

Hintergrund

Zwischen August und November 2017 wurde die Fahrbahnbreite der S 163 zwischen Hocksteinschänke und Abzweig Stürza von ca. 12 m auf 7,00 m verengt. Die Baumaßnahme hätte die Chance geboten, entlang der Straße mit vergleichsweise überschaubarem Aufwand einen Radweg zu schaffen. Auch die Unterschriften von über 1.100 Anwohnern spielten für die Sächsische Staatsregierung als Bauherr offenbar keine Rolle.

Die S 163 befahren täglich 2.700 Autos, darunter viele Lkw. Ab einer Verkehrsstärke von 2.500 Kfz am Tag sehen die Regelwerke („Empfehlungen für Radverkehrsanlagen / ERA“) an Außerortsstraßen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h den Anbau eines Radwegs vor. Ist die Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h begrenzt, darf die Verkehrsbelastung 4.000 Kfz/Tag betragen. Für den Freistaat Sachsen scheinen diese grundsätzlichen Parameter beim Bau von Staatsstraßen scheinen nicht entscheidungsrelevant zu sein.

Bereits 2002 sah das Radverkehrskonzept des Straßenbauamts Dresden den Bau eines Radwegs an dieser Staatsstraße vor. Die Absicht zum Anbau eines Radwegs ist aber offenbar mit den Jahren im Sande verlaufen, das Radwegekonzept in Vergessenheit geraten. Nach den bundesweit geltenden Regelwerken ist an der S 163 der Anbau eines Radwegs zwingend notwendig. Wie ein Blick auf zahlreiche im Konzept von 2002 aufgeführte und bisher nicht realisierte Vorhaben zeigt, scheint es sich beim fehlenden Radweg an der S 163 keineswegs um einen Einzelfall zu handeln. Vielmehr obliegt es offenbar der freien Entscheidung der LASuV-Niederlassungen, welche verkehrspolitischen Schwerpunktsetzungen sie treffen und an welcher Stelle bundesweit geltende Regelwerke beim Bau und Betrieb von Staatsstraßen entscheidungsrelevant sind.

Quellen

- Radverkehrskonzept des Straßenbauamts Dresden, 2002: https://sn.adfc-clouds.de/index.php/s/cmKpC9EWMKmf7At

- Quelle zur Aussage "Radwege stehen hintenan": B 170 wird frühestens 2019 umgebaut, Sächsische Zeitung, 26.04.2018

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