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Krause: Tötung einer Radfahrerin in Dresden hat auch strukturelle Ursachen

Nach dem Tod einer 55-jährigen Radfahrerin auf der Reicker Straße in Dresden stellt sich die Öffentlichkeit die Frage nach der Unfallursache. Die Frau wurde beim Linksabbiegen von einem Auto erfasst und starb noch an der Unfallstelle. Nach Polizeiangaben überholte der Fahrer eine Autokolonne, bevor er die Frau tötete. Augenscheinlich war er mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs.

Konrad Krause, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Sachsen, sieht neben dem katastrophalen individuellen Fehlverhalten auch eine strukturelle Unfallursache: „Es gibt eine Gruppe von Menschen, die immer wieder mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit Auto fahren und auch mit anderen Regelmissachtungen viele Menschen gefährden. Diese Leute trauen sich das, weil sie keine Sanktionen befürchten müssen. Würden sie eine konsequente Ahndung erwarten, würde es nicht zu solchen schrecklichen Ereignissen kommen.“ Immer wieder kommt es zur Tötung von Unbeteiligten im Straßenverkehr, weil Autofahrende fahrlässig Regeln missachten. Für den ADFC Sachsen ist klar, dass die Polizei im Freistaat wesentlich mehr Personal im Verkehr benötigt, um derart grobe Regelmissachtungen häufiger sanktionieren zu können. „Innenminister Wöller muss endlich neue Prioritäten setzen. Statt sich mit aller Kraft einem imaginären Terrorismus in Leipzig zu widmen, sollte die sächsische Polizei ihre begrenzten Kräfte dort bündeln und verstärken, wo tatsächlich viele unschuldige Menschen getötet werden: nämlich im Straßenverkehr. Wir brauchen hier schnell viel mehr gut ausgebildetes Personal“, sagt Krause.

In den letzten Jahren kam es zu einem massiven Stellenabbau bei der sächsischen Verkehrspolizei. Zwischen 2010 und 2018 schrumpfte die Anzahl der sächsischen Verkehrspolizisten um 32% auf 641 Bedienstete. Auch ist bislang nicht geplant, dass die sächsischen Verkehrspolizeiinspektionen von den geplanten Personalaufstockungen in Höhe von 1000 Beamten profitieren. Dies geht aus einer kleinen Anfrage von Valentin Lippmann (B90/ Grüne) im Sächsischen Landtag hervor.

Hintergrund:

Am Freitag, dem 10. Januar, wurde in den Nachmittagsstunden eine 55-Jährige Radfahrerin getötet. Sie wurde von einem Auto mit offensichtlich überhöhter Geschwindigkeit erfasst und verstarb noch am Unfallort. Rund 70 Personen nahmen am darauffolgenden Tag an einer spontanen Mahnwache in der Reicker Straße teil. Überhöhte Geschwindigkeit ist deutschlandweit bei etwa einem Drittel aller tödlichen Unfälle die Unfallursache. In Sachsen hat sich die Kontrolldichte der angepassten Geschwindigkeit zwischen 2011 und 2018 halbiert. Führte die sächsische Polizei im Jahr 2009 noch insgesamt 22.202 Kontrollen durch, so sank die Zahl bis 2017 auf nur noch 8.717.

Nach Angaben des statistischen Landesamtes kamen im Jahr 2018 auf Sachsens Straßen 198 Personen ums Leben. 35 von ihnen waren mit dem Rad unterwegs.

Weitere Hintergrundinformationen und Quellen

Pressemitteilung der Polizeidirektion Dresden zur Tötung: https://www.polizei.sachsen.de/de/MI_2020_69920.htm

Kleine Anfrage Größe der sächsischen Verkehrspolizeiinspektionen: http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=12733&dok_art=Drs&leg_per=6&pos_dok=1&dok_id=undefined

Pressemitteilung von Valentin Lippmann zur Anfrage: https://www.gruene-fraktion-sachsen.de/presse/pressemitteilungen/2018/gruene-fordern-stopp-des-stellenabbaus-bei-sachsens-verkehrspolizei/ 

Kleine Anfrage Drs 6/13316, Geschwindigkeitskontrollen im Freistaat Sachsen http://edas.landtag.sachsen.de/viewer.aspx?dok_nr=13316&dok_art=Drs&leg_per=6&pos_dok=&dok_id=247363

Artikel zur Kl. Anfr. Geschwindigkeitskontrollen in der L-IZ: https://www.l-iz.de/leben/faelle-unfaelle/2018/07/Geschwindigkeitskontrollen-in-Sachsen-haben-sich-in-den-letzten-neun-Jahren-mehr-als-halbiert-226995

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