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Freigabe auf 100 km/h widerspricht Regelwerken

Im November 2017 gab das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) die Staatsstraße 163 zwischen Stürza und Hocksteinschänke für den Verkehr frei. Nun hat der Landkreis die bis vor kurzem geltende Geschwindigkeitsbeschränkung aufgehoben und die Strecke bis zu einer Geschwindigkeit von 100 km/h freigegeben. Nachdem das LASuV bei dem Umbau der Straße im letzten Herbst entgegen dem Willen und nachdrücklichen Begehren der betroffenen Anwohner den Anbau eines Radwegs verweigert hatte, ist dies der nächste Rückschlag auf der S 163. "Die Möglichkeit, sicher und komfortabel beispielsweise von Hohburkersdorf ins nahe gelegene Heeselicht zu kommen verschlechtert sich damit weiter." bedauert Niklas Schietzold vom Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Sachsen (ADFC).

Der ADFC unterstützt die Anwohner jedoch in ihrer Forderung nach einem Radweg. Die Verantwortung dafür liegt sowohl beim Landkreis als auch beim sächsischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium (SMWA). "Dass das Ministerium sich letztes Jahr geweigert hat, einen Radweg anzulegen, ist für die vielen Anwohner aber auch für den Radtourismus in der Region extrem bedauerlich." findet der ADFC-Vorstand.

Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen, fügt hinzu: "Dieser ignorante Umgang bei der Berücksichtigung von Radverkehrsanlagen in der Straßenplanung ist ein Misstand in ganz Sachsen. Das konkrete Vorgehen in Hohnstein hat uns erschreckend deutlich vor Augen geführt, dass Minister Dulig die Straßenbaubehörden nicht steuert und stattdessen vor sich hinwurschteln lässt."

"Für das Planungsdesaster auf der S 163 trägt auch der Verkehrsdezernent des Landkreises, Heiko Weigel, Verantwortung." benennt Krause einen aus Sicht des ADFC weiteren relevanten Akteur in der Causa S 163. Die Verkehrsbehörde in seinem Haus scheine der Sicherheit des Radverkehrs keinen großen Stellenwert beizumessen. Schon bei der Entscheidung über den Verzicht auf einen Radweg an der S 163 im letzten Sommer hätte die Verkehrsbehörde deutlichen Widerspruch erheben müssen. Das sei offenbar nicht geschehen.

"Die nun hinzu kommende Freigabe der S 163 auf eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h ist blanker Hohn und widerspricht den geltenden Regelwerken." sagt Krause. "Die Entscheidungsträger im Landkreis scheinen auch nach dem lautstarken Protest und den konstruktiven Einwänden der Anwohner immer noch nicht zu verstehen, dass es hier nicht um irgendwelche Luxusbedürfnisse geht, sondern um die Sicherheit von Menschenleben."

Der ADFC fordert Minister Martin Dulig daher weiterhin auf, den fehlenden Radweg an der S 163 zügig zu planen und zu realisieren. Bis dahin fordert der ADFC von ihm die Veranlassung einer sofortigen Prüfung der Gefahrenlage und Anordnung einer angemessenen Geschwindigkeitsbegrenzung. Personalmangel könne kein Grund sein, die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern gänzlich außer Acht zu lassen.

 

Hintergrund:

Zwischen August und November 2017 wurde die Fahrbahnbreite der S 163 zwischen Hocksteinschänke und Abzweig Stürza von ca. 12 m auf 7,00 m verengt. Die Baumaßnahme hätte die Chance geboten, entlang der Straße mit vergleichsweise überschaubarem Aufwand einen Radweg zu schaffen. Auch die Unterschriften von über 1100 Anwohnern spielten für die Sächsische Staatsregierung als Bauherr offenbar keine Rolle.

Die S 163 befahren täglich 2.700 Autos, darunter viele Lkw. Ab einer Verkehrsstärke von 2.500 Kfz am Tag sehen die Regelwerke ("Empfehlungen für Radverkehrsanlagen / ERA") an Außerortsstraßen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h den Anbau eines Radwegs vor. Ist die Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h begrenzt, darf die Verkehrsbelastung 4000 Kfz/Tag betragen. Für den Freistaat Sachsen scheinen diese grundsätzlichen Parameter beim Bau von Staatsstraßen scheinen nicht entscheidungsrelevant zu sein.

Im April 2018 haben die Initiatoren der Unterschriftensammlung, Helmar Nestroy aus Stürza und Konrad Weber aus Hohburkersdorf, sowie der ADFC Sachsen e.V. zu einer Protestfahrt zwischen Hocksteinschänke und Abzweig Stürza / Heeselicht eingeladen. Schon zu diesem Termin war erkennbar, dass die Strecke für mit dem Rad nun deutlich gefährlicher als vor dem Umbau geworden ist. Eng überholende Lkw sind besonders auf dem Anstieg von Stürza in östlicher Richtung eine reale Gefahr. Besonders Kinder und Senioren, die für die kurzen Wege zwischen den nahe gelegenen Ortschaften das Fahrrad nutzen, sind davon betroffen.

Die S 163 hat nicht nur für die alltäglichen Wege der Anwohner von Hohburkersdorf und Stürza eine Bedeutung. Über den umgebauten Abschnitt verläuft auch die „Napoleonradroute“ Stolpen-Rathmannsdorf. Diese Radroute ist auch für Radtouristen von Interesse, da sie eine der wenigen radtouristischen Erschließungsstrecken vom Elberadweg in die Lausitz darstellt. Auf dieser vielversprechenden Tourismus-Radroute scheint die sächsische Staatsregierung aber nicht einmal einen Radweg, geschweige denn die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer, für notwendig zu halten.

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