Der stark belastete Autobahnabschnitt der A 4 zwischen Willsdruff und dem Dresdner Norden sorgt immer wieder für Gesprächsstoff. Das Nadelöhr im Großraum bildet die etwa 14 Kilometer lange Passage der Autobahn durch das Elbtal. Um die 85.000 Fahrzeuge rollen hier täglich auf den sechs Autobahnspuren. Sogar ein achtstreifiger Ausbau der A4 über die Elbe stand bereits zur Diskussion. Doch für das mit mehr als 250 Mio. Euro angesetzte Großprojekte fehlen die Mittel. In den Verkehrswegeplan von Bundesverkehrsminister Dobrindt haben es die acht Spuren nicht geschafft.
Doch die Autobahn nimmt nicht nur überregionale Verkehre auf. Viele Pendler nutzen die A 4 auch für kürzere Strecken aus dem Dresdner Umland in die Stadt oder in die entgegengesetzte Richtung. Ein Ansatz, um über Alternativen zum Autobahnausbau nachzudenken, findet zumindest der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC): "Attraktive Rad-Infrastruktur vorausgesetzt, besteht hier aus unserer Sicht ein verhältnismäßig großes Verlagerungspotential zum Radverkehr." sagt Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen. Seit Anfang 2017 finanziert der Bund zur Entlastung verstopfter Fernstraßen und Autobahnen komfortable und nahezu kreuzungsfreie Rad-Trassen. Für solche "Radschnellwege" gibt es im Dresdner Raum bereits Vorplanungen. Eine Verbindung soll von Radeberg nach Willsdruff führen.
"Um das Potential zu erfassen, ob sich nennenswerte regionale Pendelströme mit einem Radschnellweg von der überlasteten Autobahn holen lassen, brauchen wir mehr Daten, welche Ziele und Quellen über die A 4 angefahren werden." sagt Krause. Der ADFC schlägt deshalb eine Analyse der Verkehrszusammensetzung auf diesem sensiblen Abschnitt der Autobahn vor.
Andere Regionen sind indes ein paar Schritte weiter: Nordrhein-Westfalen plant mit dem 100 km langen "Radschnellweg Ruhr" den bislang längsten Radschnellweg in Deutschland. Quer durchs Ruhrgebiet soll er die das dortige Autobahnnetz entlasten. Auch hier ging der Planung eine Potentialanalyse voran, die ergab, dass die Hälfte der Pkw-Fahrten weniger als 15 Kilometer lang waren. Die Alternative zum Radschnellweg wären auch im Ruhrgebiet Ausbaumaßnahmen im Autobahnnetz im hohen dreistelligen Bereich gewesen. Geld, das bereits zur Sanierung der bestehenden Infrastruktur benötigt wird.
Der ADFC hatte sich schon in den 1990er Jahren erfolgreich dafür stark gemacht, dass die Autobahnbrücke über die Elbe mit Radwegen ausgestattet wird. Die inzwischen 20 Jahre alten Wege sind jedoch bisher nicht gut ans Rad-Netz angebunden. Das könnte sich nun mit einem Radschnellweg als Entlastungsstrecke der Autobahn ändern, so die Hoffnung des ADFC-Geschäftsführers.
Hintergrund
Radschnellwege werden in den Niederlanden („Snelfietsroutes“) und in Flandern („Fietsostrades“) bereits seit Jahren erfolgreich als Alternative für Pendler, Lastentransporte und Freizeitfahrten genutzt. Kerngedanke solcher überregionalen Radverkehrsverbindungen ist, das komfortable und zügige Fahrradfahren auch über längere Distanzen zu ermöglicht. Dafür werden Radschnellwege separat vom Kfz-Verkehr mit einem leichtläufigen Belag, großzügiger Breite und einer weitgehend geraden, kreuzungsfreien Streckenführung ausgestattet. Ziel ist, dass sich die Radstrecke als Alternative zum Autofahren bewähren kann – und dass darauf auch längere Strecken (10 bis 15 km) als sonst üblich (ca. 5 km) zurückgelegt werden können.
Das bekannteste Projekt in Deutschland ist der Radschnellweg Ruhr quer durch das Ruhrgebiet. Aber auch der Freistaat Bayern treibt die Modernisierung seiner Verkehrsinfrastruktur konsequent voran. Dort werden bis 2019 über 200 Millionen in für den Ausbau der Radwege an Staats- und Bundesstraßen investiert und in den Metropolregionen Projekte für Radschnellverbindungen vorangetrieben.
Weitere Informationen
ADFC zu Radschnellwegen: http://www.adfc.de/verkehr--recht/radverkehr-gestalten/radverkehrsfuehrung/radschnellwege
Entwurf Fortschreibung Regionalplan Oberes Elbtal/Osterzgebirge (dort Arbeitskarte 2 und im Textteil S.49/50)
Radschnellverbindungen im Großraum Dresden (detaillierte Forschungsarbeit)