2020 wird wohl den meisten als Krisenjahr im Gedächtnis bleiben. Ein Jahr, in dem alles anders lief als ursprünglich geplant. Auch im Straßenverkehr haben sich corona-bedingte Auswirkungen in Form von neuen Lösungen gezeigt. Die vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderte Studie Fahrrad-Monitor befasst sich 2020 insbesondere mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Mobilität per Rad.
Das ist kein Wunder, denn die besondere Situation im letzten Jahr hat das Fahrrad als Krisengewinner erscheinen lassen. Der Radverkehr erscheint deutlich präsenter in der Öffentlichkeit. Das belegen auch die Zahlen: 25% der Befragten nutzen das Rad seit Ausbruch der Pandemie häufiger. 18% wollen auch nach der Pandemie häufiger Rad fahren.
Dabei gibt es neue Schwerpunkte in Bereichen der Fahrradnutzung: häufiger kommt das Fahrrad bei Freizeitaktivitäten (Tagesausflüge, Sport) zum Einsatz, weniger aber bei Fahrten zu Bildungseinrichtungen oder zur Arbeit.
Motor der Verkehrswende während Corona: Pop-Up Radwege.
Temporäre Radwege oder Pop-Up-Bike-Lanes haben das Ziel, das Infektionsgeschehen durch räumliche Distanzierung zu reduzieren, Radverkehr attraktiver zu machen und damit den öffentlichen Nahverkehr zu entlasten. Es gibt natürlich auch Vorteile, die weit über die Pandemie hinauswirken: Im Straßenverkehr können sie für mehr Platz und Sicherheit beim Radfahren sorgen und wenn mehr Menschen Radfahren, steigt die Fitness im gesellschaftlichen Maßstab.
Sowohl im März und April als auch im Juni 2020 nutzten weniger Menschen öffentliche Verkehrsmittel als im Vorjahr, dabei erreicht das Fahrrad im Juni 2020 fast wieder sein Vorjahresniveau. Das Fahrrad scheint also deutliche Vorteile als individuelles Verkehrsmittel zu bieten. Unter den Befragten, die bereits angaben, das Fahrrad in der Corona-Pandemie häufiger zu nutzen, wurde als Grund geäußert, sich fit zu halten (85%). Auch die Angst vor einer Corona-Ansteckung in anderen Verkehrsmitteln wurde genannt (61%). Die Interessen der Radfahrenden decken sich also weitestgehend mit den Zielen der temporären Radwege.
73% wollen Popup-Radwege nach Corona behalten
Die Umfrage zeigt zudem, dass 70% der Befragten die Errichtung von Pop-up Radwegen befürworten und 73% diese auch nach der Pandemie erhalten wollen. 38% der Befragten gaben an, dass sie mehr Fahrrad fahren würden, wenn es auch in ihrem Wohnort Pop-up Radwege gäbe.
Trotz dieser hohen Zustimmung zählen wir in Sachsen bisher nur einen temporären Radwegsabschnitt in Leipzig auf der Jahnallee. Zudem gibt es keine verkehrsrechtlichen Einwände, die gegen die Errichtung temporärer Radwege sprechen. Pop-up Radwege sind also definitiv umsetzbar, laut der Fahrrad-Monitor- Befragung auch mehrheitlich befürwortet. Wann in Sachsen die gelben Linien auftauchen, bleibt jedoch offen.