Von wann bis wann geht eigentlich die sogenannte Fahrradsaison? Glaubt man den Werbekampagnen mancher großen Händlerkette, dann ist sie spätestens mit dem Schlussverkauf im Herbst vorbei. Viele Menschen fahren im Alltag aber das ganze Jahr über gern Rad. Und wer ein paar Kleinigkeiten beachtet, wird daran schnell seine Freude finden.
Wer sich und sein Fahrrad richtig auszurüsten weiß, kann auch im Winter die Vorteile dieses umweltfreundlichen und flexiblen Nahverkehrsmittels nutzen. Regelmäßiges Radfahren während der oft bewegungsarmen Wintermonate ist zudem ein guter körperlicher Ausgleich und hilft, die Abwehrkräfte und das Immunsystem gegen Erkältungskrankheiten zu stärken.
Fahrradausstattung
Licht: Das A und O in der dunklen Jahreszeit ist ein gut funktionierendes Licht. Seit 2016 sind neben Fahrradlichtern mit Dynamobetrieb auch akkubetriebene Leuchten erlaubt, und das nicht nur für bestimmte Fahrräder. Dank LED-Technik und leistungsfähiger Akkus gibt es nun also keine Ausrede mehr, am Rennrad oder Mountainbike ohne Dynamo auf ausreichende Beleuchtung zu verzichten. Inzwischen sind auch die Fachhändler verpflichtet, nur noch in Deutschland zulässige Lichttechnik (erkennbar an der K-Prüfnummer) zu verkaufen. Blinkende Leuchten beispielsweise sind damit tabu, weil sie andere Verkehrsteilnehmer irritieren können. Dafür sind die Zeiten funzeliger 2,4-Watt-Glühbirnen passé, weil Fahrräder nun auch über Fernlicht (blendfrei!), ein zweites Rücklicht, integriertes Bremslicht und mehrspurige (Trike, Lastenrad) auch über Blinker verfügen dürfen.
Es ist hilfreich, ab und zu die Kabelverbindung zum Dynamo zu überprüfen und nachzusehen, ob die Akkuleuchte noch geladen ist. Im Zweifel hilft das dabei, im Dunkeln gesehen zu werden. Reflektierende Elemente (gibt es übrigens auch in dezenteren Farben als neogelb) an Helm und Kleidung. Diese können zudem die Wirkung der vorgeschrieben Reflektoren am Fahrrad unterstützen.
Bereifung: Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass mehr Profil auch zu mehr Haftung führt. Das gilt nur auf unebenem Untergrund wie Schotter- und Waldwegen oder in Schnee und Matsch. Auf Asphalt zählt eher die Griffigkeit der Gummimischung in Kombination mit der Auflagefläche. Ein breiter Slick ist also oftmals besser geeignet als ein Stollenreifen. Gegen Eisglätte helfen hingegen weder Gummi noch Profil. Hier greifen nur Spikes, weil sie härter sind als das Eis und sich so wirksam festkrallen können. Im Gegensatz zum Auto sind diese am Fahrrad erlaubt. Verschiedene Hersteller haben Spikereifen im Programm, die kleine, zylindrische Wolfram-Carbid-Spikes nur an den Schultern aufweisen. Vorteil: im Normalfall rollt man angenehm dahin ohne dass die Spikes wesentlich stören und bei Bedarf kann man durch leichtes Absenken des Luftdruckes dafür sorgen, dass sie greifen.
Pflege: Weil das Fahrrad im Winter Nässe, Schmutz und Salz besonders stark ausgesetzt ist, lohnt sich eine regelmäßige Pflege. Die Kette sollte häufiger abgewischt und geölt werden und etwas Fett im Bowdenzugrohr verhindert erfolgreich, dass Brems- und Schaltzüge durch eindringende Feuchtigkeit festfrieren.
Persönliche Ausrüstung
Am unangenehmsten wirkt sich die winterliche Kälte an Füßen und Händen aus, weil sie durch den stetigen Kontaktdruck bei wenig Muskelbewegung nicht optimal mit Blut versorgt werden. Die Bekleidung sollte vor allem winddicht sein. Für Fahrradschuhe gibt es spezielle Überzieher oder auch Wintermodelle mit wasserdichter Membran. Um mit Handschuhen noch sicher bremsen zu können, sind Fäustlinge eher ungeeignet. Einen guten Kompromiss aus der Wärmeleistung von Fäustlingen und der Taktilität von Fingerhandschuhen stellen Modelle im Dreifinger- oder "Krabben"-Design dar.
Damit es an Hals und Kopf nicht zieht, sind Schlauchtücher die beste Wahl, die man als Schal, Stirnband oder dünne Mütze, die auch unter einen Helm passt, verwenden kann.
Für die restliche Kleidung gilt: Lieber mehrere dünne Lagen als eine dicke. Dann kann man besser variieren, um weder frieren noch schwitzen zu müssen. Schwitzt man zu sehr, sorgt die Nässe am Körper im Stand nämlich erst recht dafür, dass man schnell auskühlt. Dabei muss es nicht immer Fahrrad-Spezialkleidung sein. Sogenannte Skiunterwäsche als erste Schicht wärmt beispielsweise sehr gut und leitet Feuchtigkeit effektiv von der Haut weg.
Wegbeschaffenheit
Im Auto gibt es eine extra Anzeige, die vor Glätte bei niedrigen Temperaturen warnt. Als Radfahrer muss man das selber im Blick haben. Überfrierende Nässe sieht man oft nicht, deshalb gilt bei Temperaturen um 0°C ganz besonders: Vorausschauend fahren! Heftige Lenkbewegungen vermeiden! Scharfes Bremsen unterlassen!
Bei Radwegen, die nicht ausreichend geräumt oder z. B. durch schlechten Belag gefährlich für Radfahrende sind, erlischt übrigens die Benutzungspflicht. Straßen sind durch häufigeren Räumdienst, Salzeinsatz und die enorme Abwärme der Autos meist schneller schnee- und eisfrei. Weil sich Radfahrende beim Ausweichen auf die Straße oft zwischen Schneewällen und ungeduldigem Autoverkehr eingezwängt finden und sich nicht wirklich sicherer fühlen können, fordert der ADFC Bundesverband die Priorisierung der Räumung von Rad- und Fußwegen.
Weitere Informationen
Informationen zu rechtlichen Aspekten der Fahrradbeleuchtung
ADFC: Laub, Matsch, Eis und Schnee: Radwege beim Winterdienst priorisieren!