Im Rahmen der "Polizeireform 2020" hatte das sächsische Innenministerium ursprünglich geplant, den praktischen Teil der Fahrradausbildung in der Grundschule von der Polizei in die Hände privater Akteure zu geben. Damit sollten Personalkosten bei der Polizei eingespart werden. Gegen diesen Plan hatte der ADFC gegenüber dem Innenminister, der Landespolitik und auch der Presse klar Stellung bezogen. Selbstverständlich ist es nicht in unserem Interesse, wenn die Verkehrssicherheit Rad fahrender Kinder zum Gegenstand von Sparplänen wird.
Wie aus der Antwort der Staatsregierung auf eine Landtagsanfrage von Valentin Lippmann (Grüne) hervorgeht, sind diese Pläne nun vom Tisch. Das 2015 begonnene Ausschreibungsverfahren zur praktischen Radausbildung sei aus "vergaberechtlichen und wirtschaftlichen Gründen" gestoppt worden, die praktische Radausbildung werde weiterhin bei der Polizei bleiben.
Verbesserungsbedarf sieht der ADFC bei der Radausbildung dennoch: Vielerorts wird die praktische Radausbildung nicht praktisch - die Grundschulkinder bleiben während der gesamten Zeit der zehnstündigen Ausbildung auf einem "Verkehrsübungsplatz". Auch die praktische Prüfung findet nicht im öffentlichen Verkehrsraum, sondern ebenfalls auf einem von realen Verkehrsbedingungen abgeschirmten Platz statt. Auch kennen wir viele Berichte von Eltern über eingeschüchterte Kinder und fragwürdige pädagogische Methoden.
Aus Sicht des ADFC muss in Sachsen die Radausbildung deshalb zu einer modernen Mobilitätserziehung weiterentwickelt werden. Neben der reinen Regelvermittlung ist es wichtig, dass die praktische Radfahrausbildung im öffentlichen Raum stattfindet, dass den Kindern bei der Ausbildung nicht Angst vorm Radfahren vermittelt wird und dass die Eltern in die Ausbildung mit einbezogen werden. Dazu hat sich der ADFC Sachsen in Schreiben an den Innenminister und die Kultusministerin gewandt und eine Weiterentwicklung der praktischen Radausbildung in der Grundschule gefordert.
Kleine Anfrage Haushaltsansätze 2017/2018 für Maßnahmen zur Hebung der Verkehrssicherheit
Schreiben des ADFC Sachsen an Kultusministerin Kurth
Empfehlung zur Mobilitäts- und Verkehrserziehung in der Schule der Kultusministerkonferenz