Seit dem Fahrplanwechsel verkehren auf der Bahnstrecke zwischen Chemnitz und Leipzig Züge der Mitteldeutschen Regiobahn (MRB). Sie bestehen aus aufgearbeiteten Waggons der Deutschen Reichsbahn. Bestellt hat die Züge der Verkehrsverbund Mittelsachsen. Bis zum Dezember 2015 fuhren hier Dieseltriebwagen der Baureihe 612 mit Neigetechnik.
Bei vielen Reisenden stößt das Bahnangebot auf Kritik. „Dieser Zug schadet Chemnitz“ war in der Zeitung zu lesen, die Leserbriefseiten der Freien Presse sind seit Wochen mit kritischen Zuschriften gefüllt. Für die Fahrradbeförderung in den MRB-Zügen hat sich von den vielen Kritikern noch keiner interessiert. Wir haben uns das Angebot deshalb einmal näher angesehen.
Die Symbole, die die Sonderabteile kennzeichnen, sind sehr klein. Dennoch gibt es in fast jedem Wagen ein Mehrzweckabteil, in dem auch Fahrräder mitgenommen werden können. Ein etwas größeres Abteil für etwa zehn Räder befindet sich in Richtung Leipzig am Anfang des Zuges. Wenn sich die Reisenden einigen können, sind es sicher ein paar mehr. Der Zugbegleiter sagte uns, es gäbe keine Anweisung, wie viele Räder mitgenommen werden dürfen.
Besondere Befestigungen für Fahrräder existieren nicht, jedoch Klappsitze. Ein Vorteil des separaten Raumes besteht in seiner Lage: Andere Reisende müssen sich beim Ein- oder Aussteigen nicht durch abgestellte Fahrräder drängeln. Neben der deutlich verbesserten Kapazität zur Fahrradmitnahme ist dies ein klarer Fortschritt zu den Dieseltriebwagen, die bis zum letzten Jahr auf der Strecke fuhren.
Da die Türen der Waggons eng sind und bei den meisten Bahnsteigen die Einstiegshöhe hoch, ist etwas Geschick beim hineinwuchten der Räder in den Zug nötig. Wenn man das gut beherrscht, funktioniert das auch ohne Kettenöl-Fleck an der Hose. Manche Waggons verfügen über Doppeltüren, sodass grundsätzlich auch Kinderfahrradanhänger transportiert werden können. Zwischen diesen Türen befindet sich jedoch jeweils eine Stange, die nicht in allen Waggons ohne Hilfe des Zugpersonals hochgeklappt kann.
Fazit: Am Angebot hat sich wenig verbessert, aber auch kaum etwas verschlechtert. Im Vergleich zu den vorher verkehrenden Dieseltriebwagen wurde die Kapazität der Fahrradmitnahme deutlich erhöht. Auch der kostenfreie Transport von Fahrrädern und Fahrradkinderanhängern im RE 6 ist ein positives – und in Sachsen nicht selbstverständliches – Merkmal der Zugverbindung. Mittelfristig muss der Verkehrsverbund Mittelsachsen jedoch etwas tun, um sowohl für Eltern mit Kindern, mobilitätseingeschränkte Personen als auch für bahnreisende Radfahrer gleichermaßen ein wirklich attraktives Angebot auf die Beine zu stellen. Um nicht weiterhin großen Personengruppen die Reise mit der Eisenbahn zu verleiden, ist es dringend erforderlich, dass sowohl die Türen als auch die Bahnsteighöhen an die Bedürfnisse eines zeitgemäßen ÖPNV angepasst werden.
Informationen zum RE 6 auf den Seiten der Mitteldeutschen Regiobahn